Mit der inneren Uhr abnehmen

Zur richtigen Zeit das Richtige essen! Die Chrono-Ernährung basiert auf der neuesten Wissenschaft: Beim Abnehmen geht es nicht um Kalorien, sondern darum, im Einklang mit der inneren Bio-Uhr zu speisen.

Unser moderner 24-Stunden-Lebensstil mit Schicht­arbeit und SMS rund um die Uhr wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch auf unsere Linie aus. Vor allem dann, wenn wir uns zunehmend von den natürlichen biologischen Rhythmen unseres Körpers entfernen. Die Chronobiologie, ein relativ junger, wissenschaftlicher Forschungszweig (nicht zu verwechseln mit der esoterischen Biorhythmuslehre!), beschäftigt sich damit, wie unser Organismus auf äussere und innere Taktgeber reagiert. Von aussen werden wir beispielsweise vom Wechsel zwischen Tageslicht und Nachtdunkelheit bestimmt. Von innen beeinflussen uns die Ausschüttungen von Hormonen wie Melatonin, Cortisol und Insulin.

Dickmacher Insulin

Jedes Mal, wenn wir etwas essen, schüttet unser Körper Insulin aus – selbst wenn es nur ein kleines Stückchen Schokolade oder ein Rüebli ist. Umgehend erhalten die Fettzellen den Befehl, die Energie aus der Nahrung zu speichern. «Solange Insulin im Blut zirkuliert, befindet sich unser Körper im Fett-Speichermodus», erklärt die Zürcher Ärztin Dr. med. Tatjana Somborski (Bild) (www.chrono-ernaehrung.com). Das heisst: «Während dieser Zeit ist es für unseren Organismus unmöglich, überflüssige Fettpfunde abzu­bauen.» Wie viele Stunden der Speichermodus andauert, hängt davon ab, was wir essen. Be­sonders tückisch sind hochglykämische Nahrungsmittel wie Weiss­mehl-Pasta und -Brot, Süssigkeiten oder Fruchtsäfte.

Crash-Diäten führen zum Jojo-Effekt

«Mit Crash-Diäten, bei denen man die Kalorienzufuhr massiv verringert, kann man tatsächlich schnell abnehmen», so Dr. Somborski. «Solche Diäten sind aber eine Qual. Nicht nur, weil man Hunger leidet. Sondern auch deshalb, weil übermässiges Kaloriensparen den Körper in den urzeit­lichen Sparmodus versetzt.» Um zu überleben, fährt der Organismus seinen Grundumsatz hin­unter und benötigt fortan (noch) weniger Kalorien. Isst man nach einer Diät dann wieder «normal», speichert der Körper dann wie wild sämtliche Kalorien, was zum berüchtigten Jojo-Desaster führt. Dieser Mechanismus aus der Steinzeit half unseren Vor­fahren, die von unregelmässiger Jagd und Beeren lebten, auch magere Zeiten zu überleben und von ihren «Reserven» zu zehren.

Was hilft im 21. Jahrhundert?

Heutzutage steht uns rund um die Uhr Essen zur Verfügung – sei es vom Pizza-Kurier oder nachts aus dem Kühlschrank. Genau dies wird uns zum Verhängnis. Denn beim Abnehmen (und Schlankbleiben) geht es nicht um Kalorien und Essensmengen – auch wenn dies immer wieder propagiert wird. Sondern vielmehr darum, im Einklang mit den natürlichen Hormon- und Enzymausschüttungen zu essen.

Hier setzt das wissenschaftlich basierte Chrono-Ernährungs­programm der Anti-Aging-Ärztin Dr. Ana Gifing an. Damit haben in den vergangenen zehn Jahren über 60 000 Personen gesund abgenommen. Das Programm wird seit Kurzem auch in der Schweiz von Dr. Tatjana Somborski an­geboten, die damit selber über 20 Kilogramm abgenommen hat.

«Aufgrund seiner biologischen Rhythmen ist unser Körper auf drei Mahlzeiten pro Tag pro­grammiert – nicht mehr und nicht weniger!», so Dr. Somborski. Zwischen den Mahlzeiten sollten jeweils 5 bis 5,5 Stunden liegen, damit der Organismus auch insulinfreie Zeiten erlebt. Nur dann kann der Körper auf seine überflüssigen Fettreserven zugreifen. Snacks sind absolut tabu: «Wer ständig knabbert, versetzt seinen Körper bereits beim kleinsten Bissen in den Fettspeichermodus, weil dann Insulin ausgeschüttet wird.»

Zur richtigen Zeit das Richtige

«Am Morgen darf geschlemmt werden. Wer gerne (Vollkorn)-Brot, Pasta und Pizza isst, darf sich bis 10 Uhr morgens daran satt essen – zusammen mit Eiern, Gemüse, Trockenfleisch, Hüttenkäse, Feta oder Butter. Weil dies der biologischen Uhr und der natürlichen Insulinausschüttung entspricht.» Die gleiche Pizza am Abend ge­nossen schlägt hingegen auf die Hüften und den Bauch. Mittags und abends gibt es während der Abnehmphase Gemüse, Salat sowie Proteine (Fleisch, Fisch, Eier). Tabu sind Zucker und Milch.

Nebst der Entlastung der Bauchspeicheldrüse spielen auch der Säure-Basenhaushalt und die Verdauung eine zentrale Rolle. Dr. Somborski testet Patienten auf allfällige Nahrungsunverträglichkeiten. «Was mich als Ärztin am meisten beeindruckt, ist, dass meine Patienten nicht nur erfolgreich abnehmen. Sondern dass sich auch ihre Cholesterin-, Triglyceride-, Blutzucker- sowie Blutdruck-Werte innerhalb von 10 bis 30 Tagen regulieren», so Dr. Somborski.