Im Himmel vereint mit seiner über alles geliebten Hilde

Erst der Tod seiner Frau, dann starb 2009 auch noch seine Tochter: Zwei Schicksalsschläge, von denen sich der grosse Entertainer Peter Alexander nicht mehr erholte. Starb er jetzt an gebrochenem Herzen?

Hatte er zuletzt gar keine Kraft mehr? War ihm jeglicher Lebenswille abhanden gekommen? Die Nachricht vom Tod des grossen Peter Alexander kommt wenig überraschend. Denn sein Leiden in den letzten Jahren war gross – und es sieht ganz so aus, als ob er mit seinem Leben schon längst abgeschlossen hatte, ja abschliessen wollte. Denn den Tod seiner geliebten Frau Hilde 2003, mit der er seit 1952 verheiratet war und die ihn managte, sowie den Verlust seiner Tochter Susanne 2009 konnte er einfach nicht verwinden.

«Er starb an gebrochenem Herzen», ist «Traumschiff»-Produzent Wolfgang Rademann denn auch sicher. Ohne seine beiden liebsten Menschen zu sein, habe der Entertainer nicht verkraften können, so Alexanders engster Vertrauter in der «Bild»-Zeitung. «Ich habe den schleichenden Prozess seiner Vereinsamung bei meinen Besuchen miterlebt.» Alexander habe immer öfter gesagt: «Die zwei da oben warten schon auf mich.» Rademann: «Seine letzten Worte zu mir waren: ‹Ich will nicht mehr, und es lohnt sich für mich nicht mehr zu leben.›»

Die Haushälterin fand Alexander am vergangenen Samstagvormittag tot auf. «Er starb ohne Schmerzen und ohne Angst vor demTod in seinem Bett», sagt Rademann weiter. Alexander schied einsam und allein aus dem Leben – so wie sein Alltag aussah. Er hatte sich total in seine Villa in Wien-Grinzing zurückgezogen, sogar seine Besuche auf dem Familiengrab wurden immer seltener. Zuletzt soll er nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen sein: Er war abgemagert, da er öfter das Essen verweigerte. Im letzten Herbst woger gar nur noch 50 Kilo, nachdem er wegen akuter Austrocknungs- Erscheinungen per Notfall in eine Klinik eingewiesen werden musste. Zeigte sich da schon an, dass es mit ihm zu Ende ging? Zwarhiess es danach, es gehe wieder bergauf, er werde von seinen Haushälterinnen umsorgt, gehe spazieren und spiele Klavier, empfange auch Besuch. «Körperlich war er bis auf sein Gewicht in Ordnung», erklärte sein Chauffeur und Freund Max Staar in «Bild». «Aber seelisch ging es ihm ganz schlecht.»

Regelmässig mit Alexander in Kontakt stand auch Ralph Siegel (65). «Es ist furchtbar», sagte der Star-Komponist zum Tod des Künstlers, für den er Hits wie «Der Papa wird’s schon richten» geschrieben hatte. «Vielleicht ist er jetzt bei seiner Hilde. Ich glaube, es ist kaum zu verkraften, wenn einem die Frau und die Tochter wegsterben. Die waren so innig miteinander verbunden.»

Es sei ihm jedes Mal ans Herz gegangen, wenn er mit ihm telefoniert habe, erzählte Siegel. Die Gespräche hatten sich um Einsamkeit gedreht und darüber, dass Alexander allein hat zurückbleiben müssen. «Das ist eine so schwere Last, wenn man seine heissgeliebte Frau verliert – und dann auch noch die Tochter, die seiner Hilde enorm glich. Auch in ihrer Persönlichkeit war Susi ihrer Mutter sehr ähnlich. Peter hat die Susi geliebt wie nichts auf der Welt. Und dann passierte dieser schreckliche Autounfall.»

Susanne war erst 50, als sie während ihrer Ferien in Thailand bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam. «Susi-Maus», wie Alexander seine Tochter liebevoll nannte, war nach dem Tod seiner Frau der einzige Halt geworden. Susanne stand ihm in seiner Trauer bei, als Hilde mit 81 an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruches starb. Als die einzige Person, die Alexander trösten konnte, ihn auch noch verliess, war sein Schmerz zu gross geworden. Und nichts konnte diesen mehr lindern, Alexander verfiel in Depressionen, verkroch sich in seiner Villa. Auch sein zweites Kind, Sohn Michael (46), schaffte es nicht, an der traurigen Situation etwas zu ändern. Zumal das Verhältnis zwischen den beiden immer recht angespannt war. Ob der Vater deswegen Michaels Hochzeit im vergangenen Sommer fernblieb, oder weil er einfach schon zu schwach geworden war?

Vom Rampenlicht, seinen Fans, hatte sich Alexander ja schon lange verabschiedet: 1996, anlässlich seines 70. Geburtstags, trat er mit der Show «Sag zum Abschied leise Servus» ab. Vereinzelte, kleine Auftritte gab es zwar noch. Zuletzt 2006, als er sich für eine ZDF-Gala zu seinem 80. Geburtstag von zu Hause kurz zuschalten liess. Eine Rückkehr auf die Showbühne lehnte er trotz ständiger Anfragen ab. Ein Comeback wäre aber denkbar gewesen. «Wenn Hilde und Susi noch lebten, glaube ich, dass Peter Alexander noch voller Lebensfreude gelegentlich aufgetreten wäre», meinte Siegel. «Die beiden waren sozusagen die Motoren seines Lebens. Für wen aber sollte er noch etwas machen?»

Was bleibt, ist sein unvergleichliches Schaffen: 1951 startete er seine Karriere – und wurde als Sänger, Schauspieler, Komödiant und Showmaster zum populärsten Entertainer, war ein Garant für gute Laune und ein Meister der unbeschwerten Unterhaltung. Er begeisterte über Jahrzehnte mit Schlagern wie «Die süssesten Früchte», «Hier ist ein Mensch» und «Die kleine Kneipe», veröffentlichte über 120 Musikalben und war als einziger deutschsprachiger Künstler sechs Jahrzehnte mit seinen Liedern in den deutschen Charts vertreten. Er spielte in über 50 Filmen, so wie in «Im weissen Rössl»,«Charleys Tante» und «Die Abenteuer des Grafen Bobby». Und mit seinen TV-Sendungen wie «Die Peter Alexander Show» lockte er in den 70er-Jahren bis zu 38 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm. Schon zu Lebzeiten wurde er zur Legende.

Alexanders Sprecherin gab bekannt, dass er bereits am Montag dieser Woche im Kreis der engsten Angehörigen beigesetzt wurde – auf dem Grinzinger Friedhof im 19. Wiener Bezirk, im Familiengrab, wo schon Hilde und Susanne ruhen, wohin ihn in den vergangenen Jahren viele schmerzvolle Spaziergänge führten. Jetzt ist Peter Alexander dort, wo er sich so hingesehnt hatte – mit seinen beiden liebsten Menschen für immer vereint.