Schaurig? Aber nein!

Ihr Ruf klingt unheimlich, das brachte Waldkäuzen einst den Beinamen «Totenvögel» ein. Dabei tun sie nur ihren Beutetieren etwas zuleide – und werden dafür gemobbt.

Hu-huuu!» Schaurig tönen die Rufe der Waldkauz-Männchen – und die Weibchen stehen ihnen in nichts nach: Ihr «Ku-witt» wurde früher mit «Chumm-mit» gedeutet und brachte den nachtaktiven Tieren den Beinamen «Totenvogel» ein. Freilich tun sie uns nichts zuleide, sondern leben friedlich neben uns – und das in recht grosser Zahl. In der Schweiz brüten acht Eulenarten, sie aber am häufigsten. «Es gibt rund 5000 bis 6000 Brutpaare. Wenn man eine Eule sieht oder hört, ist es fast immer ein Waldkauz», erzählt Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach. «Er ist eine typische Waldart und in der ganzen Schweiz bis rund 1400 Meter über Meer verbreitet.» Als Kulturfolger verbringe er den Tag aber auch gerne mal in Kirchtürmen oder in Nischen an Kaminen.

Wer die Tiere hören möchte, hat derzeit gute Chancen: Die Brutzeit hat begonnen, und sie kommunizieren fleissig miteinander. Meist bilden sich Jahr für Jahr dieselben Paare, was allerdings etwas weniger romantisch ist, als es klingt. «Die Vögel sind in erster Linie standorttreu, bleiben auch im Winter in ihrem Revier. Das führt dazu, dass dieselben Partner wieder zueinanderfinden», erklärt Schaad. «Das Weibchen ist für die Brut zuständig, das Männchen versorgt währenddessen seine Partnerin mit Nahrung.»

Ihr ganzer Körper ist perfekt an die nächtliche Jagd angepasst: Sie können dank spezieller Federn lautlos fliegen, haben hervorragende Augen und Ohren. Ihre Beutetiere können Waldkäuze selbst unter einer dünnen Schneedecke ausmachen. Sie bevorzugen Mäuse, fressen aber auch andere Kleinsäuger und manchmal auch Vögel und deren Gelege – was sie im Wald ziemlich unbeliebt macht. Michael Schaad: «Sie werden tagsüber oft gemobbt oder ‹gehasst›, wie man in der Fachsprache sagt. Das heisst, sie werden von anderen Vögeln attackiert, mit echten oder Scheinangriffen und lautstarken Rufen, um weitere Widersacher auf den Plan zu rufen.» Ziel ist es, die Waldkäuze aus ihrer Umgebung zu vertreiben. So wird dann aus dem «Totenvogel» plötzlich ein Mobbing-Opfer!