Die unscheinbaren Schnäbel

«Ah, eine Stockente, wie langweilig!» Wie oft hören Tierpflegerinnen und Tierpfleger des Zoos Zürich die Bemerkung von Gästen im ­Masoala Regenwald. Doch weit ­gefehlt!

Die vermeintliche Stockente, welche in Schweizer Gewässern häufig vorkommt, ist in Tat und Wahrheit die hochbedrohte Madagaskarente, eine der seltensten Entenarten der Welt. Der grösste optische Unterschied lässt sich am Flügelspiegel festmachen. Während dieser bei weiblichen, braunbeigemelierten Stockenten königsblau schimmert, zeigt er sich bei den Ma­dagaskarenten in einem glänzenden Smaragdgrün. Zudem haben Madagaskarenten grössere und grau statt orangegelblich gefärbte Schnäbel. Neben den von Aug zu erkennenden Differenzen unterscheiden sich die beiden Arten aber vor allem in ihrem Bedrohungsstatus: Die Stockente ist die am häufigsten vorkommende Schwimmente in Europa, die Madagaskarente kommt nur auf Madagaskar vor und ist durch Bejagung und aufgrund des verschwindenden Lebensraumes stark gefährdet. Es wird vermutet, dass in der Wildnis, je nach Schätzung, weniger als 1300 bis 3300 Tiere leben. Im Zoo Zürich pflanzt sich die Art erfolgreich fort. Alleine in den letzten zwölf ­Monaten sind 45 Jungtiere geschlüpft. 

Auf den ersten Blick halten die Besucherinnen und Besucher auch die Bernierente manchmal für eine Stockente. Wohl auch deshalb, weil sie mit ihrem ­bräunlichen ­Gefieder ebenfalls eher unscheinbar wirkt. Sie ist aber genauso wie die Madagaskarente bedroht, sogar noch in grösserem Ausmass: Schätzungen besagen, dass es auf Mada­gaskar nur noch rund 630 bis 1900 Individuen gibt, Tendenz abnehmend. Aus diesem Grund hat die Art seit über 20 Jahren im Zoo Zürich einen Lebensraum ­gefunden und ist wie die Madagaskarente Teil des Artenschutzprogramms. Im letzten Jahr sind im Masoala ­Regenwald 46 Küken geschlüpft. Ein schöner Erfolg, denn die Zahl macht die Hälfte ­aller in Zoos geschlüpften Jung­vögel aus. Insgesamt leben im ­Masoala Regenwald des Zoos Zürich 60 Tiere. 

Ziel beider Nachzuchten ist es, innerhalb der Zoos gesunde Re­serve-Populationen zu haben, sodass die beiden Arten langfristig ­erhalten bleiben und allenfalls ­später auch in Madagaskar wiederangesiedelt werden können.