In freudiger Erwartung

Lulu und Tom sind die ­beiden Europäischen Fischotter im Zoo Zürich und heimliche Publikumslieblinge. Sie leben in separaten Anlagen und haben sich seit etwa einem Jahr nicht mehr ­gesehen. Doch dann passierte etwas.

Vermisst haben sich die beiden kaum, denn Fischotter sind von Natur aus Einzelgänger. Vor ein paar Wochen aber ist der Moment der Wiederverei­nigung gekommen, denn die beiden sollen für Nachwuchs sorgen. So, wie sie es bereits 2019 und 2021 getan haben. Beide Male gab es Drillinge. 

Als der Verbindungsgang ihres Zuhauses kürzlich erneut geöffnet wurde, passierte erst einmal wenig. Beide Tiere realisierten nicht, dass ihnen der Bereich des anderen zugänglich war. Erst, als Weibchen Lulu zu rufen begann, begriff Männchen Tom die neue, spannende Ausgangslage. 

Flirterei im Teich

Lulu lebt seit 2012 im Zoo Zürich. Sie, die etwas ältere Dame, ist mit fast zwölf Jahren doppelt so alt wie Tom, der Jungspund, der 2017 geboren wurde. Und auch sonst könnten die beiden unterschied­licher nicht sein. Während Lulu in einem Zoo in Rotterdam zur Welt kam, fand man Tom als Findelkind in der Wildnis. Ein österreichischer Zoo hat ihn aufgepäppelt, bevor er in den Zoo Zürich kam. 

Gute Nachwuchschancen

Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft verstanden sich die beiden auf Anhieb. Die Chancen, dass es auch diesmal mit dem Nachwuchs klappt, stehen gut: Schon mehrmals konnten die Tierpflegerinnen und Tierpfleger beobachten, wie sich die beiden Fischotter in eindeutiger Pose im Wasser vergnügt haben. Ob die Fortpflanzung erfolgreich war, zeigt sich bald: Fischotter haben mit 52 bis 63 Tagen eine eher kurze Tragezeit. 

Im Gegensatz zu wild lebenden Fischottern darf Vater Tom nach der Geburt beim Nachwuchs bleiben. Die Mutter zieht die Jungen zwar ­alleine gross, weil sie und Tom sich aber gut verstehen, wird er bei der Aufzucht geduldet. Irgendwann wird es ihm aber zu bunt mit der «Rasselbande», und auch Lulus ­Geduld mit ihm nimmt ab. Meist funktioniert das Zusammenleben dann nicht mehr. Spätestens wenn mögliche männliche Jungtiere anfangen, den Vater zu konkurren­zieren, muss dieser die gemein­same Anlage wieder verlassen. Bevor es aber so weit ist, heisst es abwarten. In freudiger Erwartung.