Vögel haben Hunger!

Wir schimpfen gerne übersWetter, in den letzten Wochen ganz besonders – weil es einfach nicht warm genug war. Noch mehr leiden aber die Vögel, denn für einige ist die Nahrung knapp.
 
Sonnenschein, warme Temperaturen, blühende Pflanzen und Bäume: Davon kann man derzeit nur träumen, aber der Frühling lässt auf sich warten. Während uns die Kälte höchstens nervt, haben einige Vögel ganz andere Sorgen. «Die tiefen Temperaturen an sich machen ihnen nicht viel aus, aber das Nahrungsangebot ist knapp», sagt Michael Schaad von der Vogelwarte Sempach. «Vögel, die Samen und Beeren fressen, stehen besser da. Solche, die aber völlig auf Insekten als Nahrung angewiesen sind, können Probleme bekommen, da diese sich bei Kälte rar machen.»
 
Aus der Region Lausanne etwa habe es Meldungen von Rauchschwalben gegeben, die geschwächt aufgefunden wurden. Sie fangen die Insekten im Flug und finden einfach zu wenige. 
 
«Vögel, die noch genug Energie haben, suchen nun Gegenden auf, in denen ihre Chance, Fressen zu finden, grösser ist», erzählt Michael Schaad. «Beispielsweise Orte, an denen die Sonne öfter scheint, aber auch Ufer von Gewässern.»
 
Dort sind derzeit drei Arten am häufigsten zu sehen: Rotkehlchen, Bachstelzen und Hausrotschwänze – und zwar in recht grosser Anzahl, was ebenfalls mit dem Wetter zu tun hat. Es herrscht ein Flugstau. Das heisst, dass viele Vögel, die eigentlich auf dem Weg in den Norden sind, hier verweilen. Weil sie davon ausgehen, dass das Nahrungsangebot weiter nördlich noch schlechter ist. Oder weil es wegen schlechten Wetters schlicht nicht vorwärtsging.
 
Für die geschwächten Insektenfresser können wir im Moment nicht viel tun – denn Körner zufüttern bringt ja nichts. Langfristig, so Michael Schaad, helfe generell natürlich eine vielfältige Landschaft mit verschiedensten Pflanzen, wo sich Vögel wie auch Insekten wohlfühlen. «Trotz der Probleme, die die Vögel nun haben, ist die Situation aber nicht katastrophal. Und um ganze Arten muss man sich auch nicht sorgen.» So machen die Piepmätze jetzt zwar eine schwierigere Zeit durch, einige brüten wegen der Nahrungsknappheit auch etwas später, am Ende jedoch sollte eigentlich alles gut werden – wenn der «echte» Frühling endlich da ist!