Superhelden im Frack

Eisige Kälte und schwere Stürme: Kaiserpinguine müssen viel aushalten können. Ein ­Filmemacher hat die Tiere in der Antarktis hautnah begleitet.

Die Schönheit der Antarktis ist atemberaubend, das Leben dort aber eine Herausforderung – für Mensch und Tier. Kaum einer weiss das besser als der französische Naturfilmer Luc Jacquet (49), der vor zwölf Jahren mit der Doku «Die Reise der Pinguine» einen Hit landete und nun den zweiten Teil in die Kinos bringt. «Ich habe zusammengerechnet dreieinhalb Jahre in der Antarktis verbracht und weiss, dass ich niemals davon loskommen werde», sagt er und schwärmt von den Kaiserpinguinen, die er mit seinem Team über viele Wochen hinweg begleitete «Ich lebte ganz in ihrem Rhythmus. Es sind wahrhaft einmalige Tiere.»

Die «Frackträger» sind sogar echte Superhelden: Als einzige Wirbeltiere sind Kaiserpinguine fähig, den antarktischen Winter mit den eisigen Temperaturen und schweren Stürmen durchzustehen. Wenn alle anderen Tiere die Region verlassen, kommen sie an und beginnen im Landesinnern ihre Brutsaison. Ist das Kleine geschlüpft, kümmern sich die Eltern abwechselnd um es. Einer läuft zum Ozean, um Futter zu suchen, kommt zurück, dann geht der andere.

Nach einem Monat können sie ihr Kind im Schutz der Kolonie auch mal zurücklassen. Und nach etwa fünf Monaten verlassen die Eltern ihren Nachwuchs ganz, und die Jungtiere zieht es, nach einigem Umherirren, ans Meer. Jacquet: «Die Idee, einen Film zu machen, entstand, als ich bei meiner ersten Expedition beobachtete, wie sich die Pinguine plötzlich, wie auf Befehl, Richtung Meer aufmachten.» Diesmal beschloss er, den Weg mit ihnen zurückzulegen. Zum ersten Mal konnte er mit eigenen Augen beobachten, wie die Jungpinguine, denen niemand das Schwimmen beigebracht hatte, den ersten Sprung ins Wasser wagten. Nach langem Warten. «Sie standen einfach dort, ohne jede Regung. Doch schliesslich, nach vier Tagen des Zögerns und Zauderns, ging einer der Pinguine bis zur Kante des Eises und sprang. Die anderen folgten ihm.»

Pinguine sind Wasservögel: An Land wirken sie tollpatschig, im Wasser aber sind sie in ihrem Element. Auch das hat die Kamera eingefangen. «Dort sind sie Wesen von höchster Eleganz, virtuose Schwimmer, die perfekt an das Leben im Ozean angepasst sind», sagt Jacquet. Die Jungtiere leben die ersten Lebensjahre im Meer. Dann, wenn sie geschlechtsreif sind, kehren sie zurück aufs Packeis und machen sich auf zum Brutplatz – wo der Kreislauf von Neuem beginnt.

Ab 2.11. im Kino: «Die Reise der Pinguine 2».