Hund und Katze: Freunde – oder nicht?

Von Natur aus sind sich Hund und Katze nicht gerade freundlich gesinnt. Trotzdem gibt es viele Tierliebhaber, die beide zusammen halten wollen. Macht das überhaupt Sinn, und worauf sollte man achten?
 
Katzen sind toll, Hunde auch – verständlich wollen viele Tierfreunde mit beiden leben. Aber genau das kann Probleme geben, wie Dr. Eva Waiblinger von der Fachstelle Heimtiere des Schweizer Tierschutz STS weiss. «Es ist immer schwierig, zwei verschiedene Arten gemeinsam zu halten», sagt sie. «Damit es funktioniert, müssen die Tiere früh aufeinander geprägt werden.»
Prägung:
Die Prägungsphase findet bei der Katze zwischen zweiter und etwa siebter Lebenswoche statt, beim Hund etwa bis in die 16. Woche. Haben die Tiere in dieser Zeit keinen Kontakt zur anderen Art, ist dieses «Fenster» fast unwiederbringlich geschlossen. «Deshalb ist es wichtig, beim Züchter, Bauern oder im Tierheim, wo Katzen oder Hunde her sind, nachzufragen, ob sie mit der anderen Tierart sozialisiert wurden», erklärt Eva Waiblinger. «Nur dann bestehen einigermassen gute Chancen, dass das Zusammenleben klappen könnte oder sie es zumindest schaffen, ohne Konflikte im gleichen Haushalt zu sein.»
Erste Treffen:
Wichtig ist, dass die Tiere niemals miteinander alleingelassen werden, bis ganz sicher ist, dass sie nicht aufeinander losgehen. Da der Hund stärker ist, muss er ganz klar verstehen, dass die Katze unter dem Schutz des Menschen steht und dieser notfalls eingreift. Auch mit Leckerli könne man versuchen, den Hund «zu bestechen» und abzulenken. So dass er irgendwann merkt: Ist die Katze im Raum, gibt es für mich etwas Feines. Generell sollte er natürlich nach wie vor genügend Aufmerksamkeit erhalten, denn im Gegensatz zur Katze streben Hunde sehr stark danach.
Wer zuerst:
Da bei Hundewelpen die Prägungsphase noch nicht vorbei ist, wenn sie zu ihren Haltern kommen, sind die Chancen am besten, wenn sie als «Nachzügler» in einen Katzenhaushalt kommen. «Dennoch muss auch dort anfangs immer jemand dabei sein», sagt Eva Waiblinger. «Und Vorsicht: Fühlt sich eine Katze bedroht, schlägt sie mit den Pfoten zu und zielt Richtung Auge, das kann sehr böse enden.»
Freiraum:
Beide Tieren brauchen Orte in der Wohnung, um sich zurückzuziehen. Katzen unbedingt auch mehrere in der Höhe, wo der Hund sie nicht erreichen kann. ! Trick: Um sie langsam aneinander zu gewöhnen, kann man auch das Fressen mit einbeziehen: Die Futternäpfe erst mit einem gewissen Abstand aufstellen und dann langsam immer näher rücken.
Erfahrung:
Die Expertin empfiehlt, dass nur Leute mit viel Tiererfahrung Hund und Katze gemeinsam halten, wenn diese nicht schon in der Prägungsphase aneinander gewöhnt wurden. Möchte man es auf jeden Fall versuchen, braucht es vor allem Geduld, Zeit, viel Nerven – und noch besser einen Tiertherapeuten, der unterstützend zur Seite steht.