Heimliche Nachbarn

Nein, es gibt sie nicht nur in südlichen Gefilden: Auch hierzulande sind zahlreiche Eidechsen zu Hause − und das in allen Regionen. Sie führen ganz in unserer Nähe ein verborgenes, geruhsames Leben.
 
Huch! Wer beim Spaziergang eine Eidechse sieht, ist oft überrascht; sind sie uns doch vor allem von den Ferien im Süden bekannt. Aber: Die «kleinen Drachen» sind auch bei uns stark vertreten. «Wir haben in der Schweiz vier Eidechsen-Arten: Smaragd-, Wald-, Zaun- und Mauereidechse», erzählt Andreas Meyer von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz. «Es gibt keine Region, in der keine Art vorkommt. Sie leben auf 200, aber auch auf fast 3000 Meter über Meer.»
Die Tiere führen ein eher gemächliches Leben, das vor allem aus der Fortpflanzung im Frühling besteht, dem «Sünnele» und der Jagd. Und auch wenn sich die Arten natürlich voneinander unterscheiden, haben sie doch ähnliche Vorlieben. So ernähren sie sich von Insekten, Spinnen und anderen Wirbellosen. Und als wechselwarme Tiere brauchen sie viel Licht, um ihren Körper warm zu halten. «Es muss nicht heiss sein, so geht es ihnen auch im Wald oder in den Bergen bestens, sie benötigen aber unbedingt Sonne », sagt Andreas Meyer. Ebenfalls ein Muss sind Verstecke, in die sie sich bei Gefahr, schlechter Witterung, in der Nacht oder zur Winterruhe ab dem Herbst zurückziehen. Das können Mauerwerke, Stein- und Asthaufen oder auch Böschungen sein, wo sie sich in Mäuselöchern verkriechen. «Ein Problem ist, dass Kleinstrukturen, wie eben Steinhaufen, immer weniger werden.» 
Der Bestand an Zauneidechsen, die vor allem im Mittelland vorkommen, geht stark zurück. Auch die Bestände der Smaragdeidechse in der Südschweiz sind eher rückläufig. Stabil sind hingegen die Populationen der Waldeidechse (fast überall verbreitet, bis in dieBerge). Die anpassungsfähigen Mauereidechsen, die sich auch in Dörfern und Städten wohlfühlen, breiten sich dagegen sogar aus − teilweise auf spezielle Art. «Sie sonnen sich gerne auf Eisenbahnwagen. Wenn diese losfahren, werden sie verschleppt und vermehren sich anderswo, wenn sie denn Artgenossen finden.» 
Was fasziniert den Experten an den Eidechsen? «Wenn man sie genau anschaut, sind es sehr schöne Tiere − gerade Zaun- und Smaragdeidechsen. Ihre Verhaltensweisen werden oft unterschätzt, dabei können sie beispielsweise die Ressourcen eines kargeren Lebensraumes optimal nutzen. Zudem sind die Tiere wenig erforscht und nicht sehr bekannt, obwohl sie überall um uns herum leben.»