«In den Traumferien verlor ich fast mein linkes Bein»

Die junge Frau trat auf einen Seeigel, dachte jedoch nicht lange über die winzige Verletzung nach. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellte.

Es war der grosse Traum, den sich Familie Roberts aus Canterbury in England im letzten Jahr erfüllte. Einmal in die Karibik, nach Barbados! Doch für ihre älteste Tochter Phoebe wurde die Reise zum Albtraum. Nach dem Trip ging es für sie auf die Intensivstation. Wochen verbrachte sie dort, noch heute leidet die junge Frau unter den Folgen. Was war passiert?«Es war gegen Nachmittag, als wir zu einer Strandwanderung aufgebrochen sind», erinnert sich Phoebe in der Zeitschrift «Closer». «Am Morgen war es stürmisch, jetzt rauschten die Wellen wieder friedlich. Es war einfach ein perfekter Tag.» Mit dem Blick aufs offene Meer merkte Phoebe erst gar nicht, dass sie auf etwas Sta­che­liges trat. «Da waren überall Seeigel, die durch den Sturm an den Strand gespült worden waren.» Aber weil der kleine Pikser nicht schmerzte, lief Phoebe einfach weiter. «Zwei Tage später schwoll mein Fuss an. Es fing an wehzutun, so sehr sogar, dass ich kaum noch gehen konnte.» Die junge Frau ging zu einem lokalen Arzt. Nach einer kurzen Begutachtung bekam sie eine Packung Desinfektionstücher und ein Antibiotikum. «Dem Fuss ging es danach schnell wieder besser, nach fünf Tagen sah er wieder aus wie vorher, und wir flogen nach Hause.»

Zurück in England ging Phoebe wieder an die Uni, wo sie Sprachwissenschaften studiert. Doch im Laufe der Woche verschlechterte sich ihr Zustand. «Auf einmal wurde das ganze Bein dicker, ich konnte keinen Sport mehr machen, und ständig wurde mir heiss und dann wieder eiskalt.» Sieben Tage nach ihrer Rückkehr aus Barbados kam sie völlig erschöpft von der Uni in ihr Studentenwohnheim und musste sich übergeben. Dann schaute sie an sich herunter. «Mein ganzes Bein war wie ein riesiger starrer Klumpen, feuerrot und glühend heiss. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Schmerzen», erzählte Phoebe in «Closer». Sofort schickten sie ihre Mitbewohner zur Notaufnahme. «Ich hatte hohes Fieber und bekam Schmerztabletten. Aber die Schwester meinte, ich könnte jetzt ruhig wieder gehen, um mich auszu­kurieren», erinnert sich die 21-Jährige. «Aber das fühlte sich nicht richtig an, also bestand ich darauf, zu bleiben.»

Es war die richtige Entscheidung. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte Phoebe bereits eine stark fortgeschrittene Blutvergiftung (Sepsis), verursacht durch eine Streptokokken-Infektion. Phoebe kam sofort auf die Intensivstation, um das befallene Gewebe zu entfernen. Doch es bestand die Gefahr, dass sie ihr Bein verlieren würde! «Als ich das hörte, brach ich in Tränen aus.»

Insgesamt vier Operationen waren nötig, um Phoebes Bein zu retten. Wochenlang lag sie im Bett, konnte sich kaum bewegen. «Das war für mich das Allerschlimmste, weil ich eigentlich ein total aktiver Mensch bin.» Als sie aus dem Spital entlassen wurde, war ihr Bein fast taub, sie musste erst wieder gehen lernen. Doch sie schaffte es, genauso wie ihr Studium. Die lange Zeit in der Reha nutzte die Studentin nämlich für ihre ­Bachelorarbeit. «Ich hatte ja Zeit genug», meint Phoebe und muss ­dabei lächeln.

Heute prangt eine riesige Narbe an ihrem linken Bein, und sie kann es noch immer nicht wieder richtig bewegen. «Aber ich lebe damit», sagt die junge Frau. «Und ich habe etwas Wichtiges gelernt: dass man jeden Moment seines Lebens geniessen muss.» Sie gründete sogar eine Stiftung, damit anderen Menschen ihr Schicksal erspart bleibt. Der «UK Sepsis Trust» setzt sich für die Früherkennung von Blutvergiftungen ein.