«Endlich bin ich unfruchtbar»

Obwohl sie erst 24 ist, will die junge Frau niemals Kinder haben. Und hat deswegen eine drastische Entscheidung getroffen.

Das Wort «Sterility» – englisch für Sterilität − ziert als tätowierter Schriftzug ihren Bauch. Und das hat seinen Grund: «Ich wollte schon immer unfruchtbar sein», sagte Lysann Hakelberg (24) der «Bild am Sonntag». «Die Vorstellung, ein Kind auszutragen, ist für mich der Horror!»

Mit gerade mal 23 Jahren liess sich Lysann am 17. Mai 2019 ihre Eileiter durchtrennen. Den Moment, als sie nach der Operation die Pflaster an ihrem Bauch sah, nennt sie «unglaublich schön!». Das, wovon viele Frauen träumen − ein positiver Test, Schwangerschaft, Geburt −, wollte sie niemals erleben. Ausserdem, erklärte Lysann, wolle sie ihr Leben frei ­gestalten, keine Rücksicht nehmen müssen. «Es ist aber nicht so, dass ich keine Kinder mag.» Im Gegenteil: Sie arbeitet als Heilerziehungshelferin in einem Kindergarten.

Eine Sterilisation bei einer so jungen Frau ohne Kinder ist eine Seltenheit. «Die meisten Ärzte schicken einen weg», weiss Lysann. Mehr als 15 Ärzte und Kliniken im Umkreis von bis zu 300 Kilometern von ihrem Wohnort in der fränkischen Provinz hat sie angefragt. Und Absagen kassiert. In Weimar (D) ist sie schliesslich ­fündig geworden. Doch auch dort musste sie ein psychologisches Gutachten vorlegen, das die Ernsthaftigkeit ihres Wunsches belegt.

Lysann glaubt nicht, dass sie dereinst ihre Entscheidung bereuen wird. Auch nicht, wenn sie wieder einen Partner haben sollte. «Und wenn doch, muss ich damit leben. So wie mit jeder anderen Entscheidung auch.» Jetzt zumindest sei sie froh, nicht mehr auf ihre Gebärfähigkeit reduziert zu werden. «Die Leute gehen davon aus, dass man als Frau nur mit Kindern glücklich sein kann. Es wird als unsere Aufgabe angesehen. Das ist bescheuert!» Bei Männern hingegen sei der Wunsch nach einem kinderfreien Leben völlig legitim. Lysann setzt sich für mehr Selbstbestimmung beim Thema Sterilisation ein − ­zusammen mit den Frauen vom Verein «Selbstbestimmt steril», dessen Maskottchen ein rosaroter, gehäkelter Uterus ist.

Ihre Eltern, ihre Schwester und ihre Freunde hat Lysanns Beschluss kaum überrascht. «Meine Mutter sagte: ‹Ich habe sowieso nicht erwartet, dass du mir Enkel schenkst.›» Um ganz sicherzu­gehen, liess sich Lysann die Gebärmutter veröden. So ist auch eine Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung ausgeschlossen.