Bräutigam vergass Ja-Wort

Es sollte ihr schönster Tag im Leben werden. Die Engländer Chris (49) und Avril Mallon (43) feierten Hochzeit. «Es war magisch, ich war trunken vor Glück», sagt die Grafikerin. «Ich hatte meinen Seelenverwandten gefunden und war immer in Sorge, dass ihm irgendwann etwas passieren könnte. Oft betete ich, dass das nicht geschehen möge.»

Doch Avrils Befürchtungen wurden wahr. Kurz vor Mitternacht kehrte der Bräutigam ins Hotel zurück und wollte mit einem Angestellten die Hochzeitsgeschenke über die Treppe in die Suite nach oben bringen. Es waren steile Stufen – und Chris rutschte aus, stürzte die ganze Treppe hinunter. Reglos blieb er liegen. Seine Frau war mittlerweile hinzugekommen und rief den Notarzt.

Im Spital verlor Chris das Bewusstsein und fiel ins Koma. Es wurden schwerste Kopf- und Rückenverletzungen festgestellt. Mehrere Operationen waren nötig. «Ich sass an seinem Bett, als er endlich die Augen öffnete. Er war total durcheinander. Er wusste nicht einmal mehr, dass wir verheiratet waren, hatte die Trauung vergessen», erinnert sich Avril. «Dann sang ich das Lied, bei dem wir uns beim Tanzen kennengelernt hatten. Chris begann mitzusingen, ich war zutiefst gerührt, denn sein Erinnerungsvermögen kehrte zurück.»

Vor einem Monat konnte er nach drei Wochen das Spital verlassen. Sein Leben besteht nun aus unzähligen Arztbesuchen. «Dabei hatte ich wirklich Glück im Unglück. Ich weiss nicht, ob es die Art der Verletzungen war oder mein robuster Körperbau, dass die Genesung so schnell fortschritt.» Doch er ist noch immer arbeitsunfähig, kann seinem Job als Büroangestellter nicht nachgehen.

Wegen seiner Rückenverletzung kann er nicht mehr ins Fitnessstudio gehen und muss auch auf Badminton verzichten. Er ist auf dem linken Ohr taub und hat seinen Geschmackssinn verloren.

«Aber ich lebe noch», sagt Chris dankbar. «Und wer weiss: Vielleicht können wir unsere Flitterwochen in absehbarer Zeit nachholen.»