Zwölf Jahre Gefängnis für Janinas Mörder

Das Mädchen wurde von einer Kugel in den Kopf getroffen und starb. Nun stand der Täter vor Gericht.

Viele GlücksPost-Leser waren im vergangenen Jahr berührt von Janinas (11) Schicksal, die in der Silvesternacht zum 1. Januar 2016 erschossen wurde (s. unten). Nun verhandelte das Gericht im bayerischen Bamberg den Fall. Anlass war die niederträchtige Tat kurz nach Mitternacht: Der Justiz-Angestellte Roland E. (54) war – geplagt von Krankheiten – auf seinem Sofa eingeschlafen und durch Böllerschüsse aufgewacht. Danach beging er die unfassbare Tat.

Rückblick: Janina durfte erstmals allein mit Freunden Silvester feiern. Ihre Mutter Magdalena Mokris (37) erinnert sich: «Sie erzählte mir am Telefon, wie viel Spass sie habe.» Janina sei ein Sonnenschein gewesen: «Sie war wie ein lebender Engel auf Erden.» Gegen ein Uhr morgens brach das Mädchen mitten im Feuerwerks-Trubel plötzlich zusammen, wurde ins Spital gebracht. Dort wurde in ihrem Kopf eine Kugel entdeckt. Kurze Zeit später starb Janina.

Der Richter erklärte: «Die Unterschiede kann man sich kaum grösser vorstellen dort der grantelnde, kränkelnde Angeklagte, hier das fröhliche Kind.» Roland E. schlich sich, durch den Lärm gestört, in seinen Garten und ballerte fünf Mal aus seinem Revolver. Er besass die Waffe als Mitglied eines Schützenvereins legal. Der Richter weiter: «Er handelte aus Ärger und Frust, mit bedingtem Vorsatz, keinesfalls fahrlässig.»

Der Täter wurde zu 12 ½ Jahren Haft verurteilt. Fassungslos nahm Magdalena Mokris das ihrer Ansicht nach viel zu milde Urteil zur Kenntnis: «Ich selbst habe lebenslänglich. Ich komme nie damit klar, dass meine Tochter nicht mehr bei mir ist!»

Mama ­Magdalena Mokris mit ­einem Foto ­ihrer verstorbenen Tochter.

Mama ­Magdalena Mokris mit ­einem Foto ­ihrer verstorbenen Tochter.

So berichtete die GlücksPost am 21. Januar 2016:

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Der elfjährigen Janina wurde an Silvester in den Kopf geschossen. Sie starb und hinterlässt eine Mutter in tiefer Trauer. Nach intensiver Suche hat die Polizei den Täter gefunden. Sein Tatmotiv ist unglaublich.

Von Markus Reich

Unterschleichach, ein Ort in Bayern mit 450 Einwohnern, kommt seit der Silvesternacht nicht aus den Schlagzeilen, nachdem dort ein Mädchen ums Leben kam. Die elfjährige Janina taumelte plötzlich und fiel zu Boden. Alle glaubten zunächst an einen Unfall mit Feuerwerk und ahnten noch nicht, was für eine Tat dahintersteckt, an deren Aufklärung 52 Polizisten arbeiteten.

Rückblick: Kurz nach Mitternacht rief Magdalena Mokris (36) ihre Tochter an, die zum ersten Mal im benachbarten Ort Unterschleichach allein mit Freunden Silvester feiern durfte. Die Mutter erinnerte sich im RTL-Magazin «Explosiv»: Janina sagte: ‹Mama, ich habe sehr viel Spass. Wir sehen uns morgen wieder, wenn ich nach dem Frühstück nach Hause komme.› Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe. Sie sagte: ‹Ich dich auch.›» Es waren die letzten Worte zwischen Mutter und Tochter, die die Mama als «lebenden Engel auf Erden» beschreibt.

Magdalena Mokris, die als Servicekraft arbeitet, hat ihre Tochter lang allein grossgezogen. Sie sei ein Sonnenschein gewesen, so liebenswert, so aufmerksam.

Um ein Uhr nachts klingelte bei der Mutter das Telefon. Es war Janinas Freundin, die erzählte, dass das Mädchen hingefallen war und sich am Kopf verletzt habe. Alle glaubten zunächst an einen Feuerwerksunfall. Sie wurde ins Spital gebracht – dort stundenlang operiert. Magdalena Mokris: «Der Arzt ist dann gekommen und sagte, sie hätten ein Stück Metall in Janinas Kopf gefunden. Die Polizei müsse deswegen verständigt werden.»

Kurze Zeit danach starb das Mädchen. Später wurde klar: In Janinas Kopf steckte die Munition einer Kleinkaliberwaffe. Tagelang wurde gerätselt, ob es sich um einen gezielten Schuss gehandelt hatte. Die Polizei hat letzte Woche nun den Täter verhaftet, der geständig ist. Der Justiz-Angestellte Roland E. (53) habe aus «Wut und Ärger» über die Ruhestörung in der Silvesternacht auf Janina geschossen.

Er sei allein in seinem Haus gewesen und aufgrund einer Trennung von seiner Familie psychisch angeschlagen. Als er gegen ein Uhr durch die Knallerei aufgeweckt worden sei, habe er aus seinem Keller eine Kleinkaliberwaffe geholt und aus dem Garten drei- bis viermal in Richtung einer Personengruppe geschossen. Er wohnte nur acht Meter vom Tatort entfernt.

Tage nach der Tragödie trug die Mutter ihr Kind zu Grabe. Die «Bild»-Zeitung beschreibt die Beerdigung so: «Von Tränen geschüttelt, beugte sich Mama Magdalena über ihr totes Kind, strich Janina übers Haar und küsste den Ring an ihrer rechten Hand.» Es sei eine tiefe, innige Beziehung gewesen, habe der Pfarrer gesagt. Janina war auch eine Freundin für die Mutter, die ja geschieden war.»

250 Menschen hätten sich auf dem Friedhof von Burgebrach versammelt, wohin Janina mit ihrer Mutter erst vor einem halben Jahr gezogen war. Für die Mutter ist die Verhaftung ein Trost. Die Ungewissheit hatte schwer auf ihrer Seele gelastet. Via Fernsehen hatte sie den Täter gebeten, sich zu stellen. «Er wird bis zum Ende seines Lebens meine Tochter auf dem Gewissen haben», sagte sie.

Roland E. besass die Waffe als Mitglied eines Schützenvereins legal. Eine Tötungsabsicht bestreitet er, der Haftbefehl lautet dennoch auf Mord!