«Wir weinten, als sie gehen konnte»

Als Kleinkind sollte Victoria beide Beine verlieren! Doch dann fand ihre Familie in den USA einen rettenden Helfer.

Victoria Komoda (3) ist mit einer äusserst seltenen Fehlbildung zur Welt gekommen. Ab der Mitte ihrer Unterschenkel waren ihre Beine nach innen und gegen oben gekehrt! Gehen war ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Mediziner im Spital ihrer Heimatstadt Norwich in England sahen nur eine Lösung für das Problem: Amputation. Da war Victoria gerade mal zwei Jahre alt! Doch ihre Eltern glaubten, dass es einen anderen Weg geben müsse – und fanden ihn!

Ein amerikanischer Chirurg versprach der polnischen Familie, dass er Victoria helfen könne, auf ihren eigenen Beinen zu gehen. Die Kosten für die Operation und die Reise in die USA mussten Marzena (31) und Dariusz Komada (41) allerdings selbst bezahlen: 250’000 Franken! Nur dank einer Spendensammlung im Bekanntenkreis kam der Betrag zusammen.

Im Juli 2018 flog die Familie nach Florida. Es sollte eine Reise voller Schmerzen, Sorgen und schwieriger Situationen werden. Doktor Dror Paley vom Paley Institute in West Palm Beach sagte, dass er das linke Bein des Mädchens ganz in Ordnung bringen und das rechte mit einer Prothese stabilisieren könne.

Während einer neunstündigen Operation wurde das rechte Bein oberhalb des Knies amputiert. Im linken implantierte der Arzt Bolzen, die später an einen Fixierungsmechanismus angeschlossen wurden. Während der folgenden sechs Monate mussten Dariusz und Marzena sechs Schrauben täglich um ein paar Millimeter anziehen, um das Bein schliesslich in seine richtige Position zu bringen.

Es war ein äusserst schmerzhafter Prozess: «Der Horror!», sagt Mutter Marzena. «Victoria weinte Tag und Nacht. Einmal sagte sie sogar: ‹Was tut ihr mir da an, ich mag nicht mehr!› Das war schlimm.» Mehr als einmal habe sie daran gedacht, die Sachen zu packen und einfach wieder nach Hause zu gehen. «Durch den ganzen Stress assen und schliefen wir nicht mehr richtig.»

Doch gleichzeitig merkten die Eltern, dass es jede Woche etwas besser wurde. Vier Monate nach dem ersten Eingriff musste Victoria nochmals unters Messer. Die Knochen im gerichteten Bein mussten neu verbunden werden. Drähte sollten dem Kind später beim Gehen helfen.

Danach ging es plötzlich Knall auf Fall: Bereits nach zwei Tagen überraschte Victoria die Physiotherapeuten mit ersten eigenen Schritten. Ihre Entwicklung war so gut, dass sie früher als geplant entlassen wurde.

«Ich wollte sie zum Auto tragen, doch sie sagte, ich solle das sein lassen», erzählt Marzena. «Dann ging sie alleine! Wir waren so glücklich, dass wir nur noch weinten.» Ihr Mann fügt an: «Ich kann es immer noch kaum glauben. Nach Florida zu gehen, war die beste Entscheidung.»

Die Operation macht es Victoria nicht nur möglich, zu gehen, sie kann auch springen und Sport treiben – wie jedes normale Kind. Nach den Strapazen kann Victoria heute voller Hoffnung in die Zukunft blicken.