Jake und Erin sind beeindruckt, wie gut ihre beiden Töchter ihr Schicksal meistern. Kendra Herrin (oben) ist sehr selbstbewusst. Ihre Schwester Maliyah (unten) ist ein bisschen zurückhaltender.
«Wir sind froh, dass wir getrennt wurden»
Der Eingriff war mit Risiken verbunden: Die Operation der siamesischen Zwillinge Kendra und Maliyah dauerte zwölf Stunden – doch sie war ein voller Erfolg.
Die Geschichte dieser beiden Mädchen bewegte die Welt! Kendra und Maliyah aus Utah (USA) kamen als siamesische Zwillinge zur Welt, teilten sich ihren Unterleib, Beine, Becken und einige Organe. Die Ärzte gaben ihnen zunächst nur 24 Stunden zu leben – eine Fehleinschätzung. Am 7. August 2006, die beiden waren vier Jahre alt, wurden sie sogar in einer lebensgefährlichen OP getrennt. Wie geht es den beiden heute?
Kendra und Maliyah sind mittlerweile 17 Jahre alt, zwei junge Frauen, die Spass an Mode, Kosmetik und sozialen Medien haben. «Wir sind froh, dass wir getrennt sind», scherzt Maliyah in einem YouTube-Video und gibt Kendra einen Stups. «Sonst müsste ich ja den Rest meines Lebens mit ihr verbringen!»
An den Tag der Operation erinnern sich die beiden nur dunkel. «Ich weiss noch, dass wir im Spital wie Prinzessinnen behandelt wurden», erzählt Maliyah. Was es wirklich bedeutet, plötzlich einen eigenen Körper zu haben, konnten die Mädchen damals nicht fassen – und auch nicht das Risiko, das mit diesem grossen Eingriff verbunden war.
«Wir verstanden nicht, was es heisst zu sterben», sagt Kendra. Während sie die einzige funktionierende Niere bekam, erhielt Maliyah eine Spenderniere ihrer Mama. Zehn Jahre ging alles gut, doch plötzlich begann ihr Körper, das Organ abzustossen. Für das junge Mädchen bedeutete das zweieinhalb Jahre Dialyse, mehrmals in der Woche über viele Stunden.
Eine harte Zeit! Inzwischen hat Maliyah eine neue Niere. Endlich kann sie wie ihre Schwester ein (fast) normales Leben führen.
«Wir fühlen uns wie alle anderen, da sind nur ein paar Dinge, die ein bisschen speziell sind.» Zum Beispiel hat jede nur ein Bein. Zurzeit bewegen sie sich mit einem Gehwagen, sie trainieren aber dafür, bald schon an Krücken zu gehen. Anstatt zu hadern, nehmen sie ihr Schicksal mit Humor: «Wir müssen jede nur die Nägel an einem Zeh lackieren, das ist ein grosser Vorteil», sagt Kendra und lacht.
Mit ihrer Lebensfreude wollen die beiden auch andere inspirieren. Auf YouTube erzählen sie ihre Geschichte. Man spürt: Obwohl sich die zwei einen Körper teilten, sind sie sehr verschieden. Kendra wirkt extrovertiert, Maliyah ist etwas zurückhaltender. Eine Gemeinsamkeit ist aber offensichtlich: «Wir sind ein bisschen verrückt, und daran wollen wir andere teilhaben lassen», sagt Kendra.
Ihre Eltern sind unglaublich stolz auf ihrer Töchter: «Kendra und Maliyah wachsen täglich über sich hinaus», sagt Mama Erin. «Ich glaube, dass die Menschen eine ganze Menge von ihnen lernen können.»
