«Wir kämpften gemeinsam ums Überleben»
Mutter und Tochter waren schwer nierenkrank. Beide erhielten zwar ein Spenderorgan, müssen aber täglich mehrere Tabletten zu sich nehmen und oft zu Kontrollen. Doch sie sind dankbar, dass sie am Leben sind.
Ganz fest hält Sarah S. aus Berlin ihre Mutter Sabine (54) im Arm, drückt ihr einen Kuss auf die Wange. Die 26-Jährige ist unendlich froh, ihre Mama noch bei sich zu haben. Sabine geht es mit ihrer Tochter genauso. Beide wissen: Die andere könnte bereits tot sein.
Mutter und Tochter kamen mit Nierenkrankheiten zur Welt. Unterschiedliche Leiden, nicht vererbt. «Es kann gut sein, dass es das weltweit in keiner Familie so gibt», sagt Dr. Thomas Dietz vom Nierenzentrum Berlin. Sabine hatte nur eine Niere. Jahrelang kämpfte sie, wurde immer schwächer. Als Sabine 38 war, spendete ihre Schwester ihr ein neues Organ. «Es war das ultimative Geschenk», erinnert sich die Schmuckdesignerin. «Ich habe es angenommen, um für meine Tochter da sein zu können.»
Zeitgleich stand fest, dass auch Sarah schwer erkrankt war und gemeinsam mit ihrer Mama ums Überleben kämpfte. Die angehende Krankenschwester kam mit unterschiedlich grossen Nieren zur Welt. Zysten schwächten die Organe so sehr, dass Sarah bereits mit 14 Angst haben musste, zu sterben. Sieben Jahre Dialyse liegen hinter ihr. Trotz dieses Schicksals begann Sarah ihre Ausbildung im Spital, half sogar im Hospiz. «Das hat mir einen besonderen Respekt vor dem Leben gegeben», erzählt sie. Für sie wurde 2015 ein Spender gefunden. «Mamas neue Niere ist links, meine rechts.»
Zwar müssen beide oft zu Kontrollen und täglich mehrere Tabletten nehmen. Aber das Glück, noch zu leben, überwiegt. In Deutschland und der Schweiz zum Beispiel warten insgesamt 5000 Menschen auf eine neue Niere. «Ich fühle die Verantwortung, mit dieser Spende dankbar umzugehen», sagt Sarah. Mutter und Tochter haben Organspendeausweise. Sollte etwas passieren, wollen auch sie anderen helfen.