Weg mit dem Mörderhaus!
Die Eltern liessen das Gebäude, in dem ihre Tochter getötet wurde, abreissen – und errichteten eine Gedenkstätte.
Sie konnten den Anblick des Tatorts von der ersten Sekunde an nicht ertragen: Sylvia (44) und Hagen Blum (48) aus einem Dörfchen nahe Magdeburg (D). Jeden Tag blickten sie von ihrer Wohnung auf das schräg gegenüber liegende Gebäude. In dem Einfamilienhaus lebte Sven Bamberger, der Mörder ihrer Tochter. Im Pferdestall daneben vergewaltigte er die 20-jährige Anja und tötete sie. «Ob wir aus dem Fenster schauten, aus dem Haus gingen oder vom Hof fuhren – ständig hatten wir dieses grauenvolle Gemäuer vor Augen», sagt der Vater. Die Mutter schüttelt sich: «Wir sahen jeden Tag diese Häuser und malten uns aus, was dahinter passiert ist. Ich konnte das nur mit Beruhigungstabletten durchstehen.»
Rückblick: Das Opfer kam nach einem Besuch in der Disco am 10. Juni 2005 nicht mehr heim, wurde zwei Wochen später in einem kleinen See aufgefunden. DNA-Spuren an der Kleidung der Getöteten führten zu ihrem Mörder. Sven Bamberger hatte Monate zuvor eine Frau vergewaltigt und dort ebenfalls Spuren hinterlassen. Er hatte vor Jahren freiwillig eine Speichelprobe abgegeben, als ein Einbrecher gesucht wurde. Was sollte ihm schon passieren? Mit dem Einbruch hatte er nichts zu tun.
Während des Prozesses schwieg Anjas Mörder. Der Rechtsmediziner schilderte, wie grausam sie starb. «Sie wurde von hinten angefallen, im Würgegriff über die Strasse in den Pferdestall geschleift, gequält, vergewaltigt, erwürgt.» Der Täter bekam lebenslänglich.
Einige Zeit nach dem Prozess machten die Eltern etwas Einmaliges: Sie kauften das Mörderhaus und den Stall, liessen alles abreissen und die Trümmer weit, weit weg aus dem Dorf transportieren. «Kein Stein, auch nicht der Geruch des Schutts sollte uns an Anjas Tragödie erinnern. Wir schufen auf dem freien Platz eine Gedenkstätte für unser ermordetes Kind», sagt der Vater.
Auf dem Gedenkstein steht: «Das Schicksal liess dir keine Wahl. Dein Lächeln aber wird uns bleiben, in unserem Herz als Sonnenstrahl kann selbst der Tod dich nicht vertreiben.»