Koma
Von Pferdekutsche überrollt
Ein Sonntagsspaziergang endete für eine Rentnerin in einer Katastrophe. Nach Tagen im Koma stand fest, dass sie nie wieder ganz gesund würde.
Nur ganz knapp ist Dorothea Pohl (66) dem Tod entkommen. Drei gebrochene Rippen, der fünfte Halswirbel zerstört, das rechte Ohr abgerissen, der linke Arm zertrümmert, Teile des Schädelknochens lagen frei. Über 20-mal musste die Rentnerin aus dem deutschen Troisdorf (Nordrhein-Westfalen) bereits operiert werden. «Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch bei mir sein darf», sagt Ehemann Hartmut (67).
Wie konnte es zu diesen fatalen Verletzungen kommen? Am 11. Oktober 2015 ging Dorothea mit ihrer Tochter Andrea Sommer (38) auf den Herbstmarkt. Plötzlich gellte ein Schrei durch die Menschenmenge. «Weg da!» Die Frauen konnten nicht ausweichen, wurden von einer führerlosen Kutsche erfasst. Die Pferde schleiften beide 20 Meter mit. «Wir hingen beide an der Deichsel der Kutsche fest. Der Kopf meiner Mutter sprang auf und ab», erinnert sich Andrea mit Schrecken. Während sie selbst nur Schürfwunden erlitt, musste Dorothea sofort in die Uni-Klinik gebracht werden. Dort kämpften die Ärzte um ihr Leben.
Fünf Tage lag die Seniorin im Koma. Was eine Herzprellung für Spätfolgen mit sich bringt, kann kein Arzt vorhersagen. Auch ob sie ihren linken Arm je wieder benützen kann, ist fraglich. Aber statt sich auf ihre Genesung zu konzentrieren zu können, muss Dorothea um ihre Entschädigung kämpfen. Das Unfassbare: Keiner will die Verantwortung übernehmen! «Die Versicherung des Kutschers lehnt eine Deckung ab», sagt Ehemann Hartmut. «Wir sollen uns direkt an ihn wenden.» Auch ein Schreiben an die Stadt Troisdorf als Veranstalter half nicht. «Sie schickten meiner Frau ein Paket mit Handcreme. Noch nicht mal eine Entschuldigung», ärgert sich Hartmut Pohl. Die Ermittlungen, ob eine Wasserübung der Feuerwehr die Pferde erschrak, dauern noch an. Das Ehepaar richtet sich nun auf einen langen Rechtsstreit ein. «Wir waren vorher so aktiv, sind viel Velo gefahren. Daran ist jetzt nicht mehr zu denken.»