«Unser Weg mit Maximilia geht zu Ende»
Das Baby hat einen aggressiven Hirntumor, ist dem Tod geweiht. Die Eltern holten die Kleine zum Sterben nach Hause. Eine herzzerreissende Geschichte.
Sie haben gekämpft. Zu dritt. Tag und Nacht. «Wir müssen uns damit abfinden, unsere Reise mit Maximilia geht zu Ende», sagte TV-Arzt Johannes Wimmer (37) der «Bild»-Zeitung. Anfang August stellten Ärzte bei seiner Tochter ein ATRT, einen höchst aggressiven Gehirntumor, fest. Heilungschance: 15 Prozent.
Wimmer und seine Frau gehen durch die Eltern-Hölle. Bangen Tag und Nacht um das Leben des kleinen Mädchens. «Nach fünf Monaten der Leichtigkeit mit unserem Sonnenschein verbrachten wir die heissesten Wochen des Sommers bibbernd auf der Intensivstation und der Onkologie.»
Sie versuchen alles, um das junge Leben zu erhalten. Klammern sich an jede noch so kleine Hoffnung im Kampf gegen den Tumor. Ein ungleicher, vergeblicher Kampf. Denn jetzt steht fest: Der Tumor wird wiederkommen, Maximilia wird sterben. Ob sie noch einmal Weihnachten feiern können, ob sie ihren ersten Geburtstag im Februar schaffen wird? Ungewiss. Eine brutale Realität, mit der sich die kleine Familie abfinden muss. Wimmer entscheidet, die verbleibende Zeit mit seiner Tochter zu Hause zu verbringen. Hier versucht das Paar, ein letztes Stück gemeinsame Normalität zu leben. Begleitet werden die beiden von einem Palliativ-Team und Krankengymnasten.
15 Spritzen bekommt der kleine Körper täglich über die Magensonde. Die erste morgens um 7.30 Uhr, die letzte um drei Uhr nachts. Dazwischen kuscheln, erzählen, den kleinen Körper immer wieder neu lagern, das Bett säubern, wenn das Mädchen trotz Magensonde wieder spucken muss.
Was es besonders schwer macht? «Es gibt kein Lachen mehr, keinen Blickkontakt», sagt der Vater. Der grösste Glücksmoment? «Wenn sie abends auf meiner Brust liegt und plötzlich laut seufzt. Mit jedem Tag wird die Bindung zum Kind stärker, und doch wissen wir: Es ist bald vorbei. Nach all den Gesprächen mit Medizinern und Therapeuten, werden wir jetzt auch mit Bestattern sprechen müssen», sagt Johannes Wimmer. Um das alles zu verarbeiten, will er sich für Kinder in Not engagieren. «Die Diagnose hat uns damals den Boden unter den Füssen weggerissen. Nun möchten wir anderen Familien Mut machen – Mut, dass es für jede Art des Trauerns und Angst kleine Kniffe gibt, die einem wieder Halt geben.» Er möchte mit der deutschen Aktion «Ein Herz für Kinder» Kindern und Familien auf der ganzen Welt als Arzt und Botschafter helfen. In Slums, in Spitälern, in Hospizen. «Ich will dort hingehen, wo es wehtut.»
Er ist ein tapferer Mann und Vater, mit viel Liebe und einem tiefen Glauben. «Unser Kind wird voller Liebe und mit schönen Bildern im Herzen gehen. Der Krebs wird ihr das Leben nehmen − aber er hat nicht gesiegt.»