«Unser Kind wurde ermordet!»

Die Tochter von Nadja und Michael Kleinschmidt verlor auf grausame Weise ihr Leben. «Unsere Trauer wird nie auf­hören», sagen die Eltern.

Sie wollte mit ihrer Mutter ins Kino gehen, um «Fifty Shades of Grey» zu sehen. Darauf hatte sich Alina schon so gefreut. Doch der Abend endete in einer schrecklichen Tragödie. Die 18-Jährige wurde noch zu Hause von ihrem Ex-Freund Timo H. niedergestochen.

Rückblick: Am 16. Februar 2015 klingelte es um 15.30 Uhr an der Haustür von Familie Kleinschmidt aus Essen (D). Nadja (46) und ihre Tochter Alina machten sich gerade fertig für ihren gemeinsamen Kinoabend. «Ich war so stolz auf meine hübsche Tochter mit ihren langen, blonden Engelslocken.» Draussen stand Timo H. (25), der Ex-Freund von Alina. Sie öffnete ihm die Tür, wollte ihm sagen, dass es ihr endgültig reiche. Viel zu lange hatte der Ex nicht begriffen, dass die Beziehung zu Ende war. Alina fühlte sich verfolgt, bedroht und gestalkt. Sie hatte Angst um ihr Leben, weil Timo H. ihr mehrmals gedroht hatte, sie umzubringen. Sogar bei der Polizei war sie schon gewesen.

Als sie ihn reinliess, überschlugen sich die Ereignisse. Denn plötzlich zog Timo ein Fleischermesser aus der Hosentasche und jagte Alina durch das Haus. Während es Nadja gelang, zu den Nachbarn zu rennen, um Hilfe zu holen, verschanzte sich Alina mit dem Telefon in der Hand im Badezimmer. Doch Timo H. schlug ein Loch in die Tür, quetschte seinen Körper durch die Öffnung und stach 20 Mal auf Alina ein. Dabei schlitzte er ihr den Bauch, Oberkörper, Arm und Hüfte auf.

Wie durch ein Wunder konnte die Verletzte noch den Notruf wählen und um Hilfe flehen: «Komen Sie schneller als schnell, ich bin abgestochen.» Danach fiel sie in einen Komazustand, aus dem sie nie wieder aufwachte. Am 27. April 2015 starb Alina an Organversagen. Zuvor wurde sie 40 Mal operiert. Die Ärzte in einer Spezialklinik taten alles, um Alina zu retten, doch vergeblich. «Zehn Wochen sassen wir am Bett unseres Kindes, haben gelitten und gehofft. Alina war ein Sonnenschein. Wenn jemand Hilfe brauchte, war sie immer da», erzählt ihre Mutter Nadja. «Das war auch ihr Fehler bei Timo H. Sie hat diesem Typen immer wieder eine Chance gegeben und den höchsten Preis dafür gezahlt, den es gibt: den ihres Lebens.» Noch immer kann die Mutter die Ereignisse nicht fassen. «Alinas Leben wurde innerhalb von Minuten zerstört, unseres ist seither ein Trümmerhaufen, und es bleiben nur noch Hilflosigkeit zurück, Wut, Trauer sowie ein unermesslicher Schmerz, der nicht aufhört.»

Am Anfang wurden sie und ihr Mann durch Mitarbeiter der Opferhilfeorganisation Weisser Ring begleitet. Aktuell soll eine Psychotherapie der Mutter wieder zu neuem Lebensmut verhelfen. «Meinem Mann und mir ist das Schlimmste widerfahren, was Eltern passieren kann», klagt Nadja bitter.

Am 6. Oktober 2015 wurde Timo H. wegen Mordes und vorsätzlicher Trunkenheit im Verkehr zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren und vier Monaten verurteilt. «Weil Timo H. am Tag seiner Tat besoffen und ein bekannter Schläger war, der schon in der Psychiatrie sass, bekam er nicht lebenslänglich, und auch eine besondere Heimtücke soll Timo H. nicht nachzuweisen sein», sagt die Mutter. Und dies, obwohl im Urteil geschrieben sei, dass die Gefahr bestehe, dass Timo H. infolge seiner Persönlichkeit auch künftig erhebliche Taten begehen werde. Das macht die Eltern fassungslos. «Wir fühlen uns zusätzlich bestraft. Der Mörder unseres Kindes erhält Therapie und Hilfe, um ihm das Leben im Knast so angenehm wie möglich zu machen. Lediglich vier Jahre und zwei Monate muss dieser Mörder überhaupt ins Gefängnis.» Den Rest dürfe er in einer Erziehungsanstalt verbringen, «während unsere Tochter in ihrem kalten Grab liegt».