Unglaublicher Zufall nach 30 Jahren

Heute sind sie un­zertrennlich: Jack und Sandra, das vielleicht glücklichste Paar in Zürich. Die schicksalhafte Begegnung hing von Sekunden ab. Ein Augenblick entschied, ob sie sich finden – oder nicht.

Hey Jack!» Zwei Worte wie ein Blitz, der einschlägt. Ein paar Sekunden früher oder später – und sie hätten sich nicht getroffen. Doch das Schicksal entschied anders, das Timing war perfekt. Und das nach fast 30 Jahren. Dabei war Sandra Noser-Reumer (49) extrem in Eile. Nach der Arbeit raste sie mit dem Velo Richtung Langstrasse, sie freute sich auf das bevorstehende Konzert von Züri West. Beinahe kam es zu einer Kollision mit einem Mann. Dieser konnte im letzten Moment erschrocken ausweichen und wollte schon weitergehen, als ihn die Worte der Frau trafen. Sie kannte seinen Namen? «Als ich ihn erkannte, fühlte ich mich wie ein Teenie! Mein Herz schlug bis zum Hals.» Der Beinahe-Überfahrene war Jean Claude Noser (51), den alle nur Jack nannten: «Ich war froh, dass nichts passiert war, wollte weitergehen, aber als ich ihre Worte hörte, wusste ich, schon bevor ich mich umdrehte, wer es war. Ich erkannte ihre Stimme sofort.»

Sandra und Jack waren früher einmal für einige Monate ein Paar gewesen. Aber diese Zeit lag über 30 Jahre zurück. Sie lernten sich in der Netstaler Badi im Glarnerland kennen. Erste Funken sprühten, es folgte der Kinobesuch des Liebesfilms «Die blaue Lagune» in Begleitung von Jacks Freund, ein erster gemeinsamer Abend mit Spaghetti Bolognese. Ihre kurze Liebe dauerte zu Sandras Bedauern nur einen Sommer. Man traf sich zwar noch freundschaftlich, bis Jack mit seiner ganzen Familie nach Neuseeland auswanderte. Der Kontakt brach ab. «In Neuseeland dachte ich oft an Sandra, sie war immer noch in meinem Herzen, aber damals gab es noch keine Social Media», erinnert er sich wehmütig.

Auch für Sandra war Jack stets etwas Besonderes, und er ging ihr nie aus dem Sinn, trotzdem war ihr klar, dass dies ein Schlussstrich war: «Irgendwie haben wir uns verloren, ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.» Sie schloss ihre Lehre als Köchin ab, reiste nach England und landete als 19- Jährige in Zürich.

Jacks Mutter stammte aus Neuseeland, die ersten sechs Lebensjahre hatte er dort verbracht: «Für mich bedeutete es die Rückkehr in die Heimat.» Er jobbte in diversen Berufen, studierte an der Uni, arbeitete in der Filmindustrie und zeugte einen Sohn, blieb aber ledig. Ab fünf Jahren lebte dieser bei Jack, der als Alleinerziehender alle Hände voll zu tun hatte. Auch Sandra hegte keinen Wunsch nach einer Heirat. Kurz: Beide lebten ein unabhängiges Leben ohne feste Beziehungen.

Dann griff das Schicksal ein. Jack brachte die Asche seines Vaters auf Wunsch der Mutter in die Schweiz zurück. Zwei Tage, bevor er wieder nach Neuseeland reiste, führte sie die wunderbare Fügung zusammen. Wie heisst es so schön: Der Rest ist Geschichte! Ein Ereignis, das die Karten neu mischte und das Leben der beiden noch mal kräftig durcheinanderwirbelte. Jack und Sandra heirateten und fanden nach drei Jahrzehnten der Trennung das gemeinsame Glück, von dem sie nur in ihrer Phantasie geträumt hatten.