Unfallfahrer hat sich endlich entschuldigt

Annalena wurde auf dem Schulweg von einem Betrunkenen angefahren und getötet. Unerträglich: Die Mutter des Mädchens begegnete dem Täter fast täglich. Jetzt wurde er verurteilt.

Jeden Tag fuhr er an ihrem Haus vorbei. Und wenn Diana Geisler (41) aus Neuruppin (D) einkaufen ging, traf sie ihn oft: den Mann, der ihre Tochter Annalena (†13) totgefahren hat. Er kaufte im selben Supermarkt ein, ging lachend und lärmend durch die Regalreihen, während die Mutter starr vor Schmerz war. «Es war schlimm, ihn zu treffen. Ich bin kein Mensch mehr, und er lebte fröhlich und frei weiter.» Oft lag im Einkaufskorb von Valentin K. (38) Alkohol. Den hatte er auch getrunken, als er Schülerin Annalena totfuhr. Im Februar 2015 stieg sie  hinten aus dem Schulbus. Obwohl die Strasse gut einsehbar ist, bemerkte Valentin K. die Schülerin anscheinend nicht. Das Mädchen prallte mit dem Kopf auf die Windschutzscheibe, wurde durch die Luft geschleudert, stürzte drei Meter weiter auf den Asphalt und starb.

Aus den Prozessakten geht hervor: Das Auto von Valentin K. rutschte die Böschung hinunter. Er schaute mit seinem Beifahrer nach dem leblosen Körper – und flüchtete dann zu Fuss. Zweieinhalb Stunden später kehrte er zur Unfallstelle zurück, gab sich als Fahrer zu erkennen. Eine Blutprobe ergab noch immer 1,13 Promille. «Dass ich mein Kind verloren habe, an so einen feigen Menschen, der Annalena besoffen angefahren hat, dann blutend liegen liess – ich finde keine Worte, um zu beschreiben, was das mit mir macht», sagt die Mutter.

Vergangene Woche fand nun der Prozess statt, 865 Tage nach der Tat. Der Unfallfahrer entschuldigte sich überraschend bei der Mutter. Echte Reue? Man weiss es nicht. Für die Mutter ist es ein kleiner Trost. «Bisher war er völlig emotionslos. Ich bin froh, dass er seine Schuld eingesehen hat.» Valentin K. wurde zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt wegen «fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit fahrlässiger Strassenverkehrsgefährdung und unerlaubten Entfernens vom Unfallort».

Diana Geisler: «Endlich ist Schluss, ich brauche ihn nicht mehr zu sehen. Er kann jetzt keinen mehr überfahren und hat nun lange Zeit, über seine Tat nachzudenken.»