Und plötzlich war der Krebs zurück
Honorata ging schon einmal durch die Chemohölle. Doch die Krankheit hat sie stark gemacht, und sie will wieder gesund werden.
Sie lacht viel, freut sich auf den Unterricht mit ihren Schülern und auf die Zeit mit ihrer Stute Solaika, einem ausrangierten Traberpferd. Wer Honorata (40) aus dem deutschen Renningen (Baden-Württemberg) sieht, ahnt nicht, dass die Frau mit dem herzlichen Lachen seit Jahren schwer krank ist und jeden Tag aufs Neue um ihr Leben kämpfen muss. «Hinter mir liegt die Hölle und vor mir die Ungewissheit, aber ich lasse nicht mehr zu, dass mich das Leben einfach so in die Knie zwingt.»
Ihr Schicksal begann im März 2007. Honorata ging es damals prächtig. Sie hatte einen gut bezahlten Job im kaufmännischen Bereich, nette Freunde, eine liebevolle Familie. Doch ihr Glück zerbrach jäh, als sie unter der Dusche in der rechten Brust einen Knoten ertastete. Brustkrebs! Sie bekam eine sechsmonatige Chemotherapie, der Tumor wurde operiert, danach die rechte Seite bestrahlt. Doch Honorata vertrug die Behandlung nicht, die Wirkstoffe machten sie schwerst depressiv. Sie bekam jetzt zusätzlich noch Antidepressiva, nahm 35 Kilo zu, litt an Schweissausbrüchen, und in ihrem Kopf drehte es sich. «Ich spürte, dass alles in mir durcheinandergeriet. Ich hatte Angstzustände und Gedächtnisstörungen, dazu kamen soziale Ängste. Ich traute mich nicht mehr vor die Tür.»
Innert weniger Monate war sie völlig am Ende und oft so schlapp, dass sie nicht einmal mehr aufstehen konnte, sogar an Suizid dachte. Schliesslich brach sie in der Praxis der Notärztin von Weinkrämpfen geschüttelt zusammen. Die Ärztin zog die Notbremse. Die Medikamente wurden abgesetzt. Honorata sollte sich stattdessen mit sanften Naturheilmethoden langsam stabilisieren. Woher sie damals die Kraft zur radikalen Kehrtwende nahm, weiss sie genau: «Ich wollte nicht so erbärmlich untergehen, sondern wieder Freude spüren. Und ich wollte für meine Tiere da sein. Sie brauchen mich.»
Sie suchte Hilfe bei einem chinesischen Akupunkturarzt, ernährte sich konsequent gesund und fühlte sich langsam besser. So gestärkt einigte sie sich mit ihrem Arbeitgeber, hörte auf, verdiente sich von nun an ihren Lebensunterhalt mit Mathematik-Nachhilfe. Stundenlang war sie mit Solaika unterwegs, genoss die Freiheit.
Dann der Schock: Vor einem Jahr kehrte der Krebs zurück – ein neuer Tumor. «Genau an derselben Stelle wie beim ersten Mal», sagt Honorata. Aber ihre Stimme klingt diesmal nicht mehr verzweifelt. «Ich bin ganz anders aufgestellt, habe mich so stabilisiert, dass ich das jetzt gut durchstehe. Ich werde den Krebs besiegen.» Und sie hat weitere Pläne: «Ich möchte ans Meer ziehen. Die Krankheit hat mir auch die Augen geöffnet. Jede Stunde zählt. Ich will weiter Glück spüren, jeden Tag.»