«Trotz Krankheit wünschte ich mir so sehr ein Baby»

Madlen leidet an Neurofibromatose, sie ist nur 1,40 Meter gross. Sie wurde gemobbt und ausgegrenzt. Heimlich sehnte sie sich nach einem Kind. Dann traf sie André und nichts schien mehr unmöglich.

Madlen Ackermann (33) geniesst ganz intensiv die gemeinsamen Stunden mit ihrer Finja. «Sie ist ein richtiger Sonnenschein», schwärmt die Mutter. Vergessen sind ihre zahlreichen schlaflosen Nächte, in denen sie immer wieder grübelte, ob sie es wagen sollte, ein Kind zu bekommen. Einerseits wünschte sich die Deutsche so sehr eine Tochter, andererseits wusste Madlen, dass über ihrer jungen Liebe ein Damoklesschwert namens Neurofibromatose schwebt.

Sichtbare Zeichen der Erbkrankheit sind vor allem «Milchkaffee-Flecken» und gutartige Geschwülste und Knötchen auf der Haut. Madlen selbst hat die Krankheit zwar von ihrer Mutter geerbt, «doch bis heute bin ich noch ganz glimpflich ohne Operationen davongekommen», ist die Betroffene froh. Trotzdem weiss sie, wie es sich anfühlt, schon als Kind etwas anders auszusehen als die Gleichaltrigen.

«Ich wurde oft Fruchtzwerg genannt und ausgelacht», erinnert sich Madlen. Sie verlor mit der Zeit das Selbstbewusstsein und zog sich zurück. Die Welt schien sich gegen sie verschworen zu haben. «Natürlich träumte ich in meinem bunten Mädchenzimmer von der grossen Liebe. Aber nach den vielen Hänseleien glaubte ich zunehmend, dass sie einen Bogen um mich macht.»

Was die rund 1,40 Meter kleine gelernte Köchin damals nicht ahnte: Bereits in der Schule hatte ein Junge ein Auge auf sie geworfen: André Huhn (34), über 1,80 Meter gross. Er traute sich aber nicht, sie anzusprechen. Als er sie Jahre später zufällig wieder traf, fasste er sich ein Herz und erzählte ihr, dass er es an sie verloren hat. «Ich wollte es erst gar nicht wahrhaben, dachte an einen Scherz», meint Madlen. «Natürlich erklärte ich ihm meine Krankheit. Doch André machte mir schnell klar, dass er mich so liebt, wie ich nun mal bin.»

An vielen Abenden malte sich die im siebten Himmel schwebende Deutsche aus, wie es wohl wäre, ein gemeinsames Kind zu haben. Aber die Erbkrankheit liess bei ihnen immer wieder Zweifel aufkommen. Ärzte sahen die Gefahr bei 50 Prozent, dass auch der Nachwuchs mit dem Gendefekt geboren wird. Schliesslich entschied sich das Paar nach langem Abwägen für ein Kind. Madlen brachte es am 26. April 2017 auf die Welt.

Nach einem Gentest ist nun klar, dass Finja die Krankheit mit den vielen Gesichtern geerbt hat. «Aber wir vergöttern unser Mädchen über alles und nehmen die Herausforderung an», sagt Madlen heute selbstbewusst. Und ihr André, ein Mann vom Typ Kümmerer, geht rührend in seiner Vaterrolle auf. Im Sommer möchte das Paar nach fünf Probejahren endlich heiraten. «Dann habe ich eine Frau Huhn und ein kleines Hühnchen an meiner Seite», strahlt André.