Trotz allem glücklich mit seiner demenzkranken Frau

Aufopfernd kümmert sich James um seine Judy, die kaum mehr lichte Momente hat. Sie in ein Heim zu geben, kommt für ihn jedoch nicht in Frage.

Als sie sich vor rund 50 Jahren erstmals in einer Bar sahen, war es für beide Liebe auf den ersten Blick. James Dargan (77) und seine Judy (74) aus Grossbritannien heirateten kurz nach dieser Begegnung im März 1965. «Sie sah fabelhaft aus, für mich war sie die schönste Frau der Welt.» Ihr Glück wurde gekrönt durch die Geburten von Jeremy (51) und Nicholas (47).

«Natürlich mussten auch wir an unserer Ehe arbeiten», sagt James. «Wir redeten viel miteinander, unternahmen fast alles gemeinsam.» Sie schrieben einander häufig kleine Liebesbotschaften und waren nie länger als 24 Stunden getrennt. Nach dem Auszug der Kinder ging das Ehepaar regelmässig ins Fitnessstudio. «Ich stemmte Gewichte, meine Frau besuchte das Wasser-Aerobic, was ihr viel Freude bereitete.»

Dann plötzlich die Wende im Jahr 2014. Judy bekam aus heiterem Himmel Panikattacken, was völlig untypisch für sie war. «Dann begann sie, Fragen, die ich ihr gestellt hatte, nicht mehr zu beantworten.» So beschloss James, seine Frau untersuchen zu lassen. Die Diagnose im April 2015 war niederschmetternd. Das Paar erfuhr, dass Judy an Demenz litt. «Es war ein grosser Schock für uns, und wir weinten.» Die beiden wollten jedoch nicht resignieren. James gab seinen Beruf auf, um sich nur noch um Judy zu kümmern und sie zu pflegen.

Nach und nach verschlechterte sich ihr Zustand, sie redete nicht mehr viel. Täglich blättert James mit ihr in Fotoalben und erzählt ihr die gemeinsame Liebesgeschichte. «Sie freut sich jedes Mal, wenn ich ihr die Bilder zeige, und ihre Augen strahlen.» Nach und nach konnte sie sich nicht mehr selber waschen und anziehen. Jeden Morgen wird sie von James gekleidet, geschminkt und frisiert. Manchmal hat Judy noch lichte Momente, drückt James’ Hand und sagt, dass sie ihn liebe. Dann kommen ihm die Tränen.

«Mein Umfeld sagt mir immer wieder, dass ich Hilfe annehmen soll. Doch sie war 50 Jahre für mich da, jetzt möchte ich ihr etwas zurückgeben.» Das Wichtigste für James ist, dass Judy nie in ein Pflegeheim kommt. «Sie kann nicht mehr selbständig essen und sitzt im Rollstuhl. Ich gehe mit ihr jeden Tag nach draussen, zweimal in der Woche besuchen wir eine Gruppe mit anderen Demenzkranken. Sie kann leider gar nicht mehr sprechen.»

Es sei herzzerreissend, wie sie immer wieder versuche, ihn, die Kinder und Enkel zu erkennen. «Ich liebe sie wie am ersten Tag und versuche, das Beste aus der Situation zu machen. Sie hätte das Gleiche für mich gemacht. Da bin ich sicher.» Mit Judy zusammen zu sein mache ihn noch immer
unglaublich glücklich. «Sie bleibt die Liebe meines Lebens, das wird sich nie ändern!»