Tränen des Glücks im Coiffeur-Salon

Was ein paar Haare alles bewirken können! Adam litt so sehr unter seiner Glatze, dass sie sein ganzes Leben beeinträchtigte. Er fand einen Ausweg.

Seit er 19 Jahre alt war, verliess Adam Sinclair sein Haus nur mit Hut oder Kappe auf dem Kopf. Der Brite schämte sich für seine Halbglatze, die ihn weitaus älter erscheinen liess, als er ist.

Die bisherigen Beziehungen des Londoners gingen immer in die Brüche. Oft genug gab eine verflossene Liebe Adam zu verstehen, er solle doch endlich etwas dagegen machen, dass sein Kopf immer kahler wird – zum Beispiel eine Haartransplantation. Sogar in seinen Sozialen Medien tauchten solche Kommentare immer wieder auf.

Das liess das Selbstvertrauen des Busfahrers auf ein Minimum schrumpfen. «Ich fühlte mich ganz schön auseinandergenommen», sagt er. «Ich wurde gehemmt und befangen.» Auf den Partnersuche-Portalen, auf denen er eine neue Liebe zu finden erhoffte, sei sein Porträt für viele bereits ein Grund gewesen, ihn nicht treffen zu wollen. «Ich musste Frauen persönlich sehen, um sie von mir zu überzeugen.» Eine Haartransplantation kam für ihn dennoch nicht in Frage: «Ich stellte mich diesen Kommentaren gegenüber stets taub und sagte: So bin ich halt. Trotzdem nagte es an mir im Inneren.»

Nun hat er seine Meinung geändert und sich in die Hände eines Spezialisten von «Novo Cabelo» für die immer beliebter werdenden Haarsysteme begeben. Um seinen zögernden Kunden ganz zu überzeugen, liess der Hairstylist ein Video anfertigen, in dem Leuten auf der Strasse ein Foto von Adam gezeigt wurde. Die meisten schätzten den heute 29-Jährigen auf Ende 30 bis Mitte 40. «Das war ein echter Schock, schlimmer, als ich gedacht habe!»

Die letzte Hemmschwelle war nun überwunden, und Adam überliess sein Aussehen dem Spezialisten. Die Augen wurden ihm verbunden und das Haarsystem angebracht. Es ist eine Art Kappe mit echten Haaren drauf und wird auf die Glatze geklebt. Das Ganze hält etwa ein Jahr und kostet rund 400 Franken. Der Träger kann die Haare waschen, föhnen, frisieren.

«Es war ein solch seltsames Gefühl, eine Schere um meine Ohren herum zu hören», sagt Adam. Als seine Augenbinde abgenommen wurde, konnte er nicht glauben, was er sah – und brach in Tränen aus. «Ich erkannte mich kaum! Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Doch ich mochte, was ich da sah. Zum ersten Mal seit Jahren mochte ich, was ich im Spiegel sah!»

Der Film über Adams Verwandlung verbreitete sich im Internet. Die männlichen Zuschauer waren begeistert von den Möglichkeiten dieser Haarsysteme. Die weiblichen fanden Gefallen an dem Busfahrer selbst. «Ich kann gar nicht sagen, wie viele Zuschriften von Frauen ich erhalten habe in den vergangenen Tagen», sagt der glückliche Engländer. «Sie alle wissen, dass meine Haare nicht echt sind, es stört sie aber nicht. Wenn du Selbstvertrauen ausstrahlst, zieht das andere an.»

Der Hairstylist bestätigt: «Als Adam zu mir kam, war er unsicher. Als er den Salon verliess, war er ein neuer Mann.» Seine Hüte und Kappen hat Adam in einer kleinen Zeremonie verbrannt.