Totgeglaubter Sohn nach zwölf Jahren wieder da

Es ist ein Vermissten-­Wunder in Schottland: Die Mutter war sicher, dass ihr Sohn nicht mehr lebt. Bis sie einen erlösenden Anruf erhielt.

Joyce Curtis (45) kann ihr Glück immer noch nicht fassen. Zwölf lange Jahre hatte die Britin nichts mehr von ihrem Sohn gehört und ihn für tot gehalten. Doch seit kurzem weiss sie: Nicholas ist noch am Leben – und vielleicht kehrt er nun endlich zu seiner Familie nach Schottland zurück. Dorthin, wo er einst zu Hause war.

Die «Bild»-Zeitung berichtet von einer traurigen Familiengeschichte, in der sich jetzt offenbar alles zum Guten wendet. Auch wenn längst niemand mehr daran geglaubt hatte. Alles begann wenige Jahre nach der Jahrtausendwende, als «Nicky» seinen Job als Tischler verlor. Da war er 20 Jahre alt. Er kehrte seiner Heimatstadt Glasgow daraufhin den Rücken, wollte Europa bereisen.

Eine Zeitlang hielt der Kontakt: Nicholas meldete sich, als er per Anhalter durch Frankreich und Spanien reiste. Doch irgendwann: nichts mehr. Kein Lebenszeichen ihres Sohnes, sodass Joyce 2009 beschloss, ihn als vermisst zu melden. Ein Jahr später erhielten sie und ihr Mann schliesslich die Nachricht, dass Nicholas in einem französischen Krankenhaus liege.

Sofort machten sich Joyce und ihr inzwischen verstorbener Ehemann auf den Weg, ihren Sohn zu besuchen. Doch das Glück, Nicholas endlich wiedergefunden zu haben, wich nur kurze Zeit später wieder der blanken Verzweiflung. Sie verpassten sich, da er bereits aus dem Spital entlassen worden war. Zwar teilten die Behörden der Familie mit, Nicholas werde nach Glasgow fliegen. Doch dort tauchte er nie auf. «Ich telefonierte alle Flughäfen ab, ob er vielleicht an einem anderen Airport gelandet war», erzählt Joyce Curtis. «Aber wir hörten wieder jahrelang nichts.»

Erneut gaben sie und der Rest der Familie die Hoffnung fast auf. «Ich hatte mich mit der Tatsache abgefunden, dass er gestorben war. Das dachte ich wirklich, und ich glaube, jeder dachte das Gleiche», meint die Mutter. Doch dann kam kürzlich der Anruf, mit dem sie nicht mehr gerechnet hatte: Das britische Konsulat meldete sich erneut mit der Information, dass Nicholas wohlauf sei, derzeit aber wieder in einem Spital behandelt werde.

Curtis überglücklich: «Ich kann es gar nicht glauben. Ich dachte, er sei tot. Ich habe um ihn getrauert. Es ist für mich ein Wunder, besonders seit mein Mann im Juni gestorben ist.» Sie habe mit ihrem Sohn telefoniert, erzählt sie. Er sehe gesund aus. Die glückliche Mama: «Ich fragte ihn: ‹Kommst du nach Hause, Nicky?› Er hat Ja gesagt.»

Doch nach ihren Erfahrungen im Jahr 2010 versucht sie, sich selbst in ihrer Euphorie zu bremsen. «Ich mache mir noch keine Hoffnungen, bis ich ihn mit nach Hause nehmen kann.» Als Nächstes will sie so schnell wie möglich mit ihrer Tochter nach Frankreich fliegen, um Nicholas wiederzusehen. Ein Sprecher des britischen Aussenministeriums teilte mit: «Wir unterstützen einen britischen Mann in Frankreich und leisten seiner Familie Hilfe.» In Zusammenarbeit mit den französischen Behörden soll sicher-gestellt werden, dass Nicholas endlich wieder nach Hause zurückkehrt. Joyce Curtis wünscht sich nichts sehnlicher.