Tolle Chance für graue Schnauzen

Ein Haustier ist für ältere Menschen oft ein Segen. Umgekehrt gilt das auch, wie das Projekt «Senioren für Senioren» eines Tierheims zeigt.

Von Kai Kapitän

Wer sich jenseits der 60 um einen Hund bemüht, hat in der Regel das Nachsehen: «Sie bekommen keinen Vierbeiner, weil sie dafür angeblich zu alt sind. Dabei sind die heutigen älteren Menschen häufig noch sehr fit. Wenn wir sie mit den passenden Hunden zusammenbringen, die meistens zehn Jahre oder älter sind, ist das grossartig», sagt Babette Terveer (52), Vorsitzende des Vereins «Notpfote» in Dormagen (D). Sie hat das Projekt «Senioren für Senioren» vor elf Jahren ins Leben gerufen.

So haben sich auch Heide-Lore Bieger (80) und Mischlingshündin Annika (11) gefunden. «Wir sind schon nach wenigen Wochen zu einem tollen Team geworden», sagt die rüstige ehemalige Werbekauffrau. Für sie ist es schon der zweite Volltreffer. Vor Annika hat sie mit Hündin Botschi den Lebensabend geteilt. «Ich wollte keine wilden Welpen mehr haben, sondern einen älteren Hund, der zu mir passt und dem Tag trotzdem eine feste Struktur gibt», freut sich Heide-Lore Bieger. Lange, ausgiebige Spaziergänge kann sie nicht mehr machen, und auch das Tempo ist mit 80 Jahren etwas langsamer. «Deshalb ist eine ältere Hündin wunderbar für mich. Ich muss mich aufraffen von der Couch, das tut mir und ihr sehr gut!», meint sie und lacht.

Babette Terveer und ihr Team vom Tierheim Dormagen sind mit den Seniorinnen und Senioren im regelmässigen Kontakt. «Wir freuen uns zu sehen, dass auch die älteren Menschen aufblühen, wenn sie einen Hund bekommen. Sie sind nicht selten die besseren Frauchen und Herrchen, weil sie Zeit und viel Geduld für ihre Tiere haben.»

Die Vermittlung der Hunde kostet nichts für die Senioren, meist bekommt der Verein eine Spende. Die älteren Vierbeiner leben in der «Seniorenresidenz» des Tierheims, so zum Beispiel Lux (9), Matilda (9) und Mara (9). Der Verein (weitere Infos unter www.notpfote.de) arbeitet eng mit einem rumänischen Tierheim zusammen und nimmt Tiere auf, die sonst kaum eine Chance hätten.