Tod auf dem Bahnübergang

Alinas beste Freundin musste sterben, weil ein Autofahrer unge­bremst in ihren Wagen fuhr und diesen auf die Bahn­gleise katapultierte.

An der Schnittstelle zwischen Leben und Tod brennt ein Kerzenmeer. Dahinter ragt eine Bahnschranke in den düsteren Himmel über Berga (D). Am Tag vor Heiligabend 2020 schaut Alina (19) auf die Gleise: «Ich weiss nicht, wie es für mich weitergehen soll. Ich habe es geschafft. Aber sie konnte nicht mehr aussteigen, bevor der Zug das Auto erfasst hat», erinnert sie sich in «Bild am Sonntag».

Zwei Tage zuvor wollte Alina eine Freundin (17) mit ihrem roten Skoda nach Hause ins gut 40 Kilometer entfernte Ellrich bringen. Es war kurz nach 19 Uhr – stockdunkel. In Kelbra bog Alina auf die Bundesstrasse 85 ab. Dort ging es an Feldern und einem Teich vorbei − fast schnurgerade − zum Bahnhof Berga-Kelbra. «Die Warnlichter am Übergang haben bereits geblinkt, diese kann man schon von weitem sehen», erzählt Alina. Die Schranken hätten sich geschlossen, und sie habe mit ihrem Auto angehalten. «Wir haben nach dem Zug Ausschau gehalten. Als ich die Lok gesehen habe, die von links kam, sah ich im Rückspiegel auch die Lichter eines Autos.»

Was dann passierte, ist der Albtraum jedes Autofahrenden: Während die beiden Frauen auf die Durchfahrt warteten, raste hinter ihnen ein 54-Jähriger in seinem Auto ungebremst heran. Obwohl dort maximal 50 Stundenkilometer erlaubt sind, krachte er mit voller Wucht auf den Skoda. Durch den Aufprall wurde ihr Auto durch die Bahnschranke auf die Geleise geschleudert − direkt vor den heranrasenden Zug!

Alina: «Es ging alles so schnell. Ich habe nur geschrien: ‹Schnell raus!›» Während sie in letzter Sekunde ins Gleisbett springen konnte, schaffte es die Freundin nicht mehr aus dem Wagen. Der Skoda wurde von zwei Elektro-Loks, die sich auf einer Überführungsfahrt befanden, zermalmt.

Das Fahrzeug des Unfallverursachers hingegen wurde vom Zug nicht erfasst. Eine Ärztin, die in Berga wohnt, traf bereits nach wenigen Minuten am Unfallort ein. Doch für die 17-jährige Beifahrerin von Alina kam jede Hilfe zu spät. Während Alina nur leicht verletzt wurde und sich am Tag nach dem Unfall selber aus dem Spital entlassen hat, liegt der Mann, der ihr Leben für immer verändert hat, weiter mit schweren Verletzungen aufgrund des Auffahrunfalls in einer Klinik. Warum er den Unfall verursachte, ist unklar und jetzt Gegenstand von Untersuchungen: Gegen ihn ist ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden.