Tochter eines Serienmörders

Ihr Vater tötet zehn Menschen. Kerri Rawson braucht Jahre, um diese schlimme Wahrheit zu verarbeiten. Und findet einen Weg zu verzeihen.

Er nennt sich BTK. Für Bind, Torture, Kill (Fesseln, Foltern, Töten), die Art, wie er mit seinen Opfern umgeht. Jahrzehntelang hält er die Polizei zum Narren und die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken. Zwischen 1974 und 1991 ermordet er mindestens zehn Menschen. Stets informiert er Medien und Polizei über bevorstehende Taten.

Dies, kombiniert mit dem Fortschreiten der Technologie, wird ihm zum Verhängnis: 2004 schickt BTK eine Floppy-Disk mit der Ankündigung, nach über zehn Jahren wieder mit dem Morden zu beginnen, an diverse Medien. Anhand der Metadaten auf der Disk kommt die Polizei ihm auf die Spur.

 Niemand hätte hinter dem biederen Familienvater Dennis Rader (73) aus einem Vorort in Wichita, Kansas, einen der berüchtigtsten Serienmörder der USA vermutet. Am wenigsten Tochter Kerri Rawson (40), die an ihrem fürsorglichen, lieben Dad hängt.

Im Februar 2005 steht das FBI vor Rawsons Tür, eben haben sie BTK verhaftet. Man konfrontiert sie mit der schrecklichen Wahrheit. «Ich fiel in ein tiefes Loch voller Verdrängung, Depression und Paranoia», erinnert sie sich. «Alles, was ich wusste, liebte, woran ich glaubte, war weg. Mein ganzes Leben eine Lüge!»

Viel Zeit vergeht, in der sie lernt, den Horror zu verarbeiten. Und mit der Liebe, die sie immer noch für ihren Vater empfindet, zu vereinen. «Ich arbeitete nie lange an einem Ort, damit mich niemand identifizieren konnte. Ich war nicht mehr Kerri, ich war die Tochter von BTK.»

Ein Therapeut hilft ihr. Das Gefühl der Vergebung kommt unerwartet «wie eine Welle, während ich im Auto sass und an einem Rotlicht hielt». Sie geht nach Hause und schreibt ihrem Vater, der zehn Mal lebenslänglich hinter Gittern sitzt, den ersten Brief – nach Jahren ohne Kontakt. Nun hat sie ein Buch über ihren Heilungsprozess geschrieben. «Dad ist ein Mörder. Aber ich fühle Liebe für diesen Mann – so wie ich ihn kannte.»

Buch

Das Buch, in dem Kerri Rawson ihre Geschichte verarbeitet, gibt es bislang nur auf Englisch.