Sich ins Leben zurückgekämpft

Andrea stand unter Dauerstress – und erlitt einen Schlaganfall. Doch nicht ­Medikamente halfen ihr, sondern ihre ganz eigene Methode.

Ich habe plötzlich bei einem Patienten gelallt», erzählt Andrea von ihrer schlimmen Schockerfahrung. «Und angefangen zu zittern. Zudem konnte ich nur noch verschwommen sehen.» Es ist der 21. Dezember 2020: Andrea Mau aus Rotenburg Wümme (D) arbeitet in einer Pflegeeinrichtung. Seit Wochen fehlt es dort an Personal. Überstunden sind für sie Alltag. Einfach kündigen kann die heute 53-Jährige nicht. Denn zum Job-Stress belasten sie noch private Probleme. Ihre einst gutgehende Praxis für ganzheitliche Therapie steht wegen der Pandemie auf der Kippe. Und es geht nicht nur um sie: Andrea ist alleinerziehend und hat die Verantwortung für eine heranwachsende Tochter − Sina, die noch zur Schule geht.

Andrea ist bis zu zwölf Stunden auf den Beinen, ohne Pause, dafür mit Maske. «Ich bekam immer grössere Probleme zu atmen, wollte aber auch die Patienten nicht im Stich lassen, die dringend Hilfe brauchten, und hatte immer den finanziellen Druck vor Augen.» Ein ständiger Konflikt, der ihr auch seelisch zusetzt.

Zu den körperlichen Beschwerden wie Atemnot und Schwindel  kommen Schlaflosigkeit und depressive Verstimmungen. Dann schliesslich, an diesem Dezember-Vormittag, kam es zu den Sprach- und Sehstörungen. «Man hat mich sofort zum Arzt geschickt, dort bin ich komplett umgekippt.». Darauf die Schockdiagnose Schlaganfall: Andrea hat Lähmungserscheinungen im Gesicht und in den Beinen, Taubheitsgefühle, starke Kopfschmerzen und quälende Übelkeit. Sie braucht Ruhe.

Wochenlang dämmert sie zu Hause vor sich hin und wird von ihrer Tochter versorgt. Dann versucht man, sie mit immer neuen Medikamenten wieder auf die Beine zu bringen. «Irgendwann war ich nur noch verzweifelt. Ich hatte genug von Wartezimmern, Untersuchungen und Medikamenten.» Andrea ist medizinisch geschult, weiss, wie wichtig neben dem Körper auch der Geist und die Seele sind. «Dafür war im harten Klinikalltag aber überhaupt kein Platz.» Das will sie ändern und geht entschlossen ihren eigenen Weg. Sie hinterfragt, was ihr konkret guttut, woran sie Freude empfindet, was ihr Mut macht. Sie übt, besser mit Druck umgehen zu können und auf die Signale des Körpers zu hören. Sie gönnt sich Massagen, entgiftet ihren Körper, achtet auf eine gesunde Ernährung, lässt Stress nicht mehr zu. «Ich habe mir engagiert meine eigene Methode erarbeitet, und damit nach und nach Körper, Geist und Seele wieder in Einklang miteinander gebracht.»