Schweizer Schnee statt enger Käfig

Neuzuwachs im Arosa Bärenland! Jambolina, eine Zirkusbärin aus der Ukraine, zog Anfang Dezember ein. Dies nur kurz nach dem Tod des ersten Arosa-Bären Napa.

Vergangenen Sommer hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arosa Bärenlands einen herben Verlust zu verkraften. Der erste und berühmteste Bewohner des Bärenschutzzentrums verstarb: Napa († 14), ein ehemaliger serbischer Zirkusbär, konnte seine Befreiung in ein artgerechtes Leben gerade mal zwei Jahre geniessen. Dann litt er plötzlich unter schweren epileptischen Anfällen, die trotz gezielter Behandlung immer öfter auftraten. Man musste ihn erlösen.

Nun gibt es eine neue Mit­bewohnerin für Napas Kollegen Amelia und Meimo: Neuzuzü­gerin Jambolina (11) war bis im März dieses Jahres eine «Attrak­tion» für Zirkusse in der Ukraine. Alle drei Bären sind von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten aus katastrophalen Verhältnissen gerettet worden. «Der Halter sagte uns, dass Jambolina im Januar 2009 in einem Zoo auf der Krim geboren wurde», erzählt Ale­xan­dra Mandoki, Länderchefin von Vier Pfoten Schweiz. «Nur wenige Wochen nach ihrer Geburt hat er sie gekauft und als Zirkusbärin trainiert.»

Für die ukrainische Bärin war der Ausbruch von Corona ein Glück: Ihr Besitzer fand keine Gelegenheit mehr, mit ihr aufzutreten – alle Veranstaltungen waren abgesagt. Er hielt das Wildtier in einer wenige Quadratmeter grossen Transportkiste aus Metall in seiner Garage. In der Kiste konnte sich Jambolina kaum bewegen, nicht einmal aufrecht stehen. Der Besitzer war sich bewusst, dass diese Haltung nicht artgemäss ist, und da er künftig auch nicht mehr als Tiertrainer arbeiten wollte, suchte er dringend nach einer Lösung.

Eigentlich gäbe es in der Ukraine ein Bärenschutzzentrum von Vier Pfoten. Doch das ist mit seinen 22 Bewohnern voll ausgelastet. Deshalb musste für Jambolina im Ausland eine Bleibe gesucht werden – und die Wahl fiel auf das Arosa Bärenland.

Der Transport über vier Ländergrenzen war schwierig. Die Beschaffung der komplexen Transportdokumente und die notwendigen Absprachen mit lokalen Behörden führten zu Verzögerungen. Dann war es so weit: Jambolina konnte endlich aus ihrem winzigen Käfig befreit werden. Ein Spezialteam begleitete die Fahrt nach Arosa. Jambolina erhielt unterwegs immer wieder kleine Zwischenverpflegungen – es sollte das letzte Mal sein, dass die Braunbärin ihre Mahlzeiten hinter Gitterstäben zu sich nehmen musste.

Die Freude über die Ankunft von Jambolina in Arosa Anfang Dezember war gross. Pascal Jenny, Präsident der Stiftung Arosa Bären, freut sich: «Es ist unglaublich schön zu sehen, wie Vier Pfoten in Zusammenarbeit mit dem Arosa Bärenland die Rettung von Jambolina verwirklichen konnte. Wir können einem über lange Zeit eingesperrten Wildtier den nötigen Freiraum bieten.» Und Alexandra Mandoki ergänzt: «Jetzt beginnt für die Bärin ein ganz neuer Lebensabschnitt.»