«Erst durch den Brustkrebs lernte ich die wahre Liebe kennen»

Jutta konnte es kaum glauben, als José ihr nach einer Brust­operation seine ­Gefühle offenbarte. Wie ernst es ihr Freund 
mit ihr meinte, 
zeigte sich, ­
als sie wieder krank wurde.

Eine Frau in den besten Jahren, die mit der spanischen Sonne um die Wette lacht. Ein Mann mit freundlichem, gütigem Gesicht, der sich an sie schmiegt – ja, hier sind zwei, die zusammengehören wie Topf und Deckel. Ausgerechnet eine Krebserkrankung hat die beiden zusammengeführt.

Dass sie nach der Brustkrebs­diagnose ein Happy End erleben würde, daran hatte Jutta (58) wirklich nicht gedacht, damals, als die Krankheit ausbrach. Die Deutsche war 37, zweimal geschieden, alleinerziehende Mutter der neunjährigen Sara.

Der Hamburgerin wurde die rechte Brust amputiert. «Ich hatte nur noch Angst», erinnert sie sich. Doch kaum zu Hause, rief sie der 19 Jahre ältere José (77) an. Er war ein Kunde im Fusspflegesalon, in dem sie stundenweise jobbte. Hier hatte er von der Krankheit gehört. «Ich wusste, dass sie allein war, und wollte helfen», sagt José. Er erledigte ihre Einkäufe, fuhr sie zum Arzt, half Sara bei den Schularbeiten – und verliebte sich in ihre Mutter Jutta. «Ich mochte ihren Humor. Sie findet auch in der grössten Not einen Grund zum Lachen.» Und Jutta erinnert sich: «Wir haben damals viel geredet. José war einfühlsam, geduldig, liebevoll. Er tat mir so gut.» Als er ihr schliesslich ein Liebesgeständnis machte, zuckte sie zurück. «Du weisst, was mir passiert ist?», fragte sie vorsichtig. Und José nickte, sagte nur: «Ich liebe dich so, wie du bist!»

Wenig später lag Jutta in seinen Armen, glücklich wie nie. «Eigentlich glaubte ich nicht mehr an die Liebe. Aber bei ihm spürte ich, dass mein Leben noch einmal richtig schön werden würde. Der Krebs nahm mir meine Brust, aber er brachte mir die grosse Liebe. Es lohnt sich immer, weiterzukämpfen.» Die Krankheit kam zwar noch zweimal zurück, doch José trug sie auch durch diese schwere Zeit. «Er hat an meinem Bett gesessen, mir die Angst weggestreichelt. Ohne ihn hätte ich das nicht gepackt.»

Vor acht Jahren ging Jutta schliesslich in Pension. Ihr Körper war von den Eingriffen gezeichnet. Sie hatte kaum mehr Kraft, den Alltag zu meistern. Und wieder sah José, was seine Jutta jetzt braucht. «Er ist mit mir in seine Heimat gefahren. Er meinte, ich bräuchte das Meer, die Sonne und die Palmen, um wieder gesund zu werden.» Die Ferien taten Jutta so gut, dass José ihr das gute Klima immer bieten wollte. «2011 haben wir uns in der Nähe von Alicante ein kleines Häuschen am Meer gemietet und sind hierhergezogen. Und mit jeder Welle kam meine Energie ein bisschen mehr zurück. Mittlerweile geht es mir prima.»

Jeden Tag geht sie schwimmen, am Strand spazieren – Hand in Hand mit ihrem José. Zudem malt sie gern, schreibt Kurzgeschichten und Bücher (www.julebaron.jimdo.com). «Erzählen kann ich viel. Am liebsten von meinem José. Er ist die Liebe meines Lebens und hat mir mein Leben gerettet!»