Polizist liess sich für den Beruf das Bein amputieren
Nach einem Unfall kämpfte sich Alexander Butz in den Polizeidienst zurück − trotz höllischer Schmerzen und Prothese.
Vor Dienstbeginn zieht sich Alexander Butz (38) die Uniform an. Und die Dienstprothese. «Dafür musste ich lange kämpfen», sagt der Polizeihauptmeister und klopft auf das Karbonbein. «Ohne meine Unterschenkel-Amputation wäre meine Rückkehr in den Streifendienst unmöglich gewesen», erzählte er der «Bild am Sonntag».
Seit 2001 ist Butz Polizist – und seit September arbeitet er bei der Wasserschutzpolizeistation in Karlsruhe (D). Er kontrolliert Schiffe und Besatzungen auf dem Rhein. «Ich bin voll dienstfähig», erklärt er. Genau das schien nach einem schweren Motorradunfall lange Zeit fraglich: Es war 2009, als ein Autofahrer Butz die Vorfahrt nahm. Beim Zusammenprall wurde sein linker Fuss abgerissen. Es folgten fünf Operationen. Der Fuss wurde wieder angenäht, das Fussgelenk blieb jedoch steif.
«Damit hätte ich nicht mehr im Aussendienst arbeiten können», sagt Butz. Er bekam eine Schreibtischstelle angeboten, lehnte aber ab. «Da wäre ich eingegangen.» Also begann Butz zu trainieren. Doch das verletzte Bein hielt der Belastung nicht stand. Die Schmerzen wurden unerträglich. Der Polizist musste Schmerzmittel nehmen und wurde mit der Zeit abhängig.
Dann traf Alexander Butz eine Entscheidung: Der Fuss muss amputiert werden! Was folgte, beschreibt der muskelbepackte Mann als «Tal der Tränen». Er musste einen vierwöchigen Medikamenten-Entzug durchlaufen: «Es war die Hölle, aber ich hatte immer ein Ziel: wieder als Polizist auf Streife zu sein.»
Dann die Amputation, und Butz war schnell klar: Es war die richtige Entscheidung! Er fühlte sich schnell besser, konnte nach kurzer Zeit wieder laufen, wollte zurück in den Dienst. Doch seine Vorgesetzten waren skeptisch, forderten unter anderem eine Wiederholung der sportlichen Tauglichkeitsprüfung. Butz reagierte auf seine Art: «Ich bin bei den Kollegen auf den Schreibtisch geklettert, runtergesprungen und habe kräftig aufgestampft. Da hat der Boden gebebt.» Eine Demonstration des Willens und der Stärke: Als erster Beamter mit Unterschenkel-Amputation wurde Butz wieder in den Dienst berufen.
«Dass mir die Polizei das ermöglicht hat, macht mich dankbar und glücklich.» Er ist wieder ohne Einschränkungen einsatzfähig, das bedeutet auch, vom Vorschiff des Polizeibootes bei voller Fahrt auf ein anderes Schiff überzusteigen. Für Butz kein Problem: Mit einem grossen Schritt überwindet er den Zwischenraum.
Nach der Schicht wechselt Alexander Butz wieder die Prothese, seine Freundin wartet auf ihn. Nun trägt er die mit dem Turnschuh und sagt: «Jetzt geht es in den Feierabend.»