Neues Leben dank ­einer Spenderlunge

Als Teenager gewann Anastasia eine ­Miss-Wahl. Noch am gleichen Tag begann das Drama, das alles veränderte.

Mit 21 hat man noch grosse Träume. Anastasia ist fest davon überzeugt, dass sich ihrer vom Erfolg in der Modebranche auch erfüllen wird. Sie arbeitet viel dafür, sitzt täglich an ihrer Nähmaschine und näht Kleider, die sie selbst entworfen hat. «Ich bin eine Perfektionistin», sagt sie. «Alles an dem Kleid muss genau so sein, wie ich es mir in meiner Vorstellung erdacht habe.» Und obwohl sie noch so jung ist, lässt sie sich von nichts verunsichern oder aufhalten. Anastasia Mirovaya hat die Willenskraft eines Menschen, der bereits dem Tod ins Auge geblickt und doch noch eine zweite Chance bekommen hat.

Die Abiturientin aus Hannover (D) wuchs in Odessa (Ukraine) am Schwarzen Meer auf. «Meine Tochter lernte das Nähen zu Hause und in der Schule», erzählt Mutter Olga Bratko (47). «Ich habe ihr immer schöne Kleider genäht, die sie gerne getragen hat.» In der kleinen Anastasia wächst der Wunsch, Model zu werden. Und mit 14 hilft ihr ein Trick, diesem Wunsch näherzukommen: «Im Sommer 2012 habe ich mich bei der Wahl zur Miss Odessa vier Jahre älter gemacht, um teilnehmen zu können.» Das hübsche Mädchen gewinnt tatsächlich. Doch noch am selben Tag beginnt das Drama, das alles verändert.

Auf dem Weg zu einem Fotoshooting wird Anastasia schwarz vor Augen. «Ich brach zusammen, danach kann ich mich an nichts erinnern.» Nach vielen Untersuchungen folgte die Diagnose: Pulmonale Hypertonie – Bluthochdruck in ihren Lungengefässen! «Es bestand ­Lebensgefahr für mich, wenn ich nicht eine Spenderlunge bekommen würde», ­erinnert sich Anastasia an die schwärzesten Stunden ihres noch so jungen Lebens.

Hilfe fand die Familie vor sechs Jahren in Deutschland. Im Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover wurde dem Mädchen Ende 2014 eine Spenderlunge implantiert. «Das war meine Rettung und der Start in mein neues Leben.» Dazu ­gehört auch ihr Lebensgefährte Vyacheslav Varavin (43), ein Rechtsanwalt in Hannover. Er unter­stützt sie bei ihrem Traum, einmal für ein grosses Modelabel tätig zu sein. Dafür arbeitet sie unermüdlich. Sie präsentiert ihre Kleider auch einem grossen Publikum. Bei Instagram hat sie schon rund 16 000 Follower. Darüber freut sich die junge Frau, die selbstbewusst sagt: «Von einem Beruf in der Modebranche träume ich nicht nur – ich arbeite sehr hart daran, dass mein Wunsch auch wahr wird.»