«Mamas Schicksal wird auch meines sein»

Kim ist erst 19 Jahre alt und leidet schon an multipler Sklerose – so wie ihre Mutter, die seit Jahren gegen die schwere Krankheit kämpft.

Seit ich denken kann, braucht Mama meine Hilfe.» Das erzählt die 19-jährige Kim. Sie sei zwölf Jahre alt gewesen, als ihre Mutter Heike (43), die an multipler Sklerose (MS) leidet, plötzlich nichts mehr sehen konnte. «Und ich war 14, als ihr die Beine wegsackten», sagte sie der «Bild»-Zeitung. Doch nicht nur ihre Mama aus dem deutschen Staufenberg-Benterode ist krank, sondern auch sie. Heike erinnert sich: «Mit acht Jahren konnte Kim plötzlich ihre Hand nicht mehr richtig steuern. Ihr zu sagen, dass auch sie MS hat, war das Schwerste in meinem Leben.»

MS ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems. Durch eine Fehlleistung des Immunsystems kommt es im Gehirn und Rückenmark zu kleinen Entzündungen, die die Isolierschicht der Nervenzellen angreifen, was zu Lähmungserscheinungen und vorübergehender Erblindung führen kann.

MS kommt in Schüben und ist nicht direkt vererbbar, dennoch spielen Gen-Faktoren eine Rolle. Heike: «Mein Mann und ich informierten uns damals in einer Spezialklinik, als wir ein Baby wollten.» Der Arzt sagte, sie könne die Krankheit nicht weitergeben. Später hiess es dann, sie sei die erste MS-Patientin in Deutschland, die ein Kind mit derselben Krankheit habe.

Heikes Zustand verschlechtert sich immer wieder. Dreimal schon verlor sie über Nacht ihr Augenlicht, zweimal erwachte sie halbseitig gelähmt. Obwohl die Symptome wieder abklangen, blieben Lähmungen zurück – heute kann Heike ihre rechte Körperhälfte nicht mehr bewegen, sitzt seit vier Jahren im Rollstuhl.

Mehr und mehr übernahm Kim die Aufgaben ihrer Mutter. Mit sieben machte sie das Essen für die Familie, mit zehn putzte sie regelmässig das Haus. «Papa tat, was er konnte», sagt Kim. «Aber er schaffte es alleine nicht.» Auch sie leidet immer mehr unter der Erkrankung, hat Krämpfe in den Händen. «Kim müsste ihre Jugend eigentlich geniessen», sagt die Mutter. Doch die Tochter, die eine KV-Lehre absolviert, will nicht wegziehen. Und sie möchte dereinst auch ein Baby haben – das hoffentlich ihre Krankheit nicht erben wird.