«Meine Kinder lassen mich meine Krankheit vergessen»

Mit Anfang 30 erhielt Julia ­Hubinger die Schock-Diagnose: ­multiple Sklerose. Trotzdem entschied sie sich für eine Familie – und hat es nie bereut.

«Mama, du weisst doch, was ich mal werden will. Ich werde Ärztin. Und dann mache ich, dass dein Kribbeln weggeht.» Nach diesen Sätzen ihrer Tochter Emma (6) kämpfte Julia Hubinger (38) mit den Tränen. In solchen Momenten weiss sie: «Ich habe alles richtig gemacht.» Viele erklärten sie für verrückt: schwer krank und dann Kinder! Für Julia jedoch ist ihre Familie besser als jede Medizin.

Mit einem Kribbeln im Daumen fing 2010 alles an. Da war Julia Hubinger 30 Jahre alt. Die Schock-Diagnose multiple Sklerose traf  die Deutsche völlig unerwartet. «Mir hat es den Boden unter den Füssen weggezogen», erinnerte sich die dreifache Mutter in der «Freizeit Revue».

Ihre Zukunfsträume: verpufft. Aber auch der Wunsch nach Kindern? «Bevor ich die Diagnose bekam, hatten wir schon manchmal darüber nachgedacht, ein Kind zu bekommen. Aber erst in ferner -Zukunft, irgendwann einmal.» Die nächsten Ferien, der nächste Karriereschritt und die nächste Gehaltsstufe sollten erst noch erreicht werden. Nach der Diagnose musste ein Baby nun sofort sein. Das stand für sie und ihren Mann schnell fest. Und tatsächlich war Julia wenige Wochen nach der Diagnose schwanger. «Ich weiss, dass ich nicht alle Zeit der Welt habe, um Dinge zu erledigen.» Aber sie habe beschlossen, glücklich zu sein. Und dazu gehört für sie eine eigene Familie.

Mit mitterweile drei Kindern und einer 80-Prozent-Stelle hat Julia alle Hände voll zu tun. Wie ihr Alltag aussieht, beschreibt sie in ihrem Buch (siehe Box). Ihr Leid beeinträchtigt sie bisher nur bedingt. «Meine rechte Hand ist taub, das Bein schwer. Oft kribbelt der ganze Körper», beschreibt sie ihre Symptome. Ob ihr der Rollstuhl droht, weiss keiner. Aber Julia lässt nicht zu, dass die multiple Sklerose ihr Angst macht. «Mein Mann unterstützt mich, und die Kinder lenken den Blick weg von der Krankheit auf Wichtigeres. Dafür bin ich unendlich dankbar.»

Ben, Anna und Emma (v. l.) halten ihre Mutter ziemlich auf Trab. Die drei Goldschätze bedeuten ihr alles und lenken sie von der Krankheit ab.

Buchtipp

Über ihr bewegendes Leben hat Julia Hubinger ein spannendes Buch verfasst: «Alles wie immer, nichts wie sonst», Eden Verlag, Fr. 22.50.