«Meine Hunde holten mich aus der tiefen Depression»

Julia wurde von ihrem Mann geschlagen. Sie verliess ihn und stand mit den beiden kleinen Kindern vor den Trümmern ihres Lebens. Eine Aufgabe mit Tieren gab ihr neuen Mut und Kraft.

Wenn Julia mit ihrer Rasselbande Gassi geht, ist auf den Strassen immer ein grosses Hallo. Wildfremde Menschen streicheln entzückt die kleinen Hunde Daisy und Happy. Dann lächelt die blonde, alleinerziehende Mutter aus Deutschland. Denn auch ihr geht jedes Mal das Herz auf, wenn sie die Vierbeiner ansieht – sie verdankt ihnen so viel!

Gut zwei Jahre ist es her, da sah Julias Welt nämlich noch ganz anders aus. Ihr damaliger Lebensgefährte war gewalttätig geworden. Julia stand quasi über Nacht allein mit dem gerade geborenen Nick (heute 2) und dem kleinen Luka (6) vor den Trümmern ihres Lebens. «Ich habe viel geweint, wollte aber stark sein für die Kinder.» Sie frass den Kummer in sich hinein, eine gefährliche Spirale aus Verzweiflung und dem Versuch, für die Buben die Fassade zu wahren. Eine Freundin hatte dann die rettende Idee: «Wie wäre es, wenn du Pflege-Frauchen wirst für Tiere, die kein richtiges Zuhause haben? Sie würden dich auf andere Gedanken bringen.»

Julia nahm Kontakt mit einem Tierschutzverein auf und bewarb sich. Seitdem kommen regelmässig notleidende Hunde zu ihr. Sie stammen aus Tötungsstationen in Ungarn, wo sie einfach abgegeben wurden, oder es sind eingefangene Strassenhunde. Für sie werden vom Verein neue Halter gesucht. Und bis sie gefunden sind, werden die Hunde von Pflege-Frauchen wie Julia betreut. «Sie wurden meine Therapeuten, holten mich aus der tiefen Depression», sagt Julia. Zu helfen und Gutes zu tun, schenkte ihr neues Selbstbewusstsein. «Die Aufgabe macht so viel Freude. Heute kann ich sagen: Ich bin wieder eine glückliche Frau.» Wobei: Dann und wann fliessen doch mal Tränen. Immer wenn Julia nach ein paar Wochen oder Monaten einen ihrer Schützlinge in seine neue Familie ziehen lassen muss. «Jeder Abschied schmerzt. Aber das Wissen, dass ihnen eine schöne Zukunft bevorsteht, tröstet mich.»