«Mein Vater ist ein Vergewaltiger»

Ganz plötzlich brach für den kleinen Jungen eine Welt zusammen − als ihm sein Papa überraschend gestand, ein Verbrecher zu sein.

Auf vielen Fotos, die es von Aziz G. (43) gibt, hält er seinen Sohn Idris im Arm. Der Neunjährige ist das Nesthäkchen der Familie – Papas Liebling. Und Idris (9) liebt seinen Vater, auch wenn der Mann aus Lübeck (D) seit fünf Monaten hinter Gitter sitzt. Der Junge vermisst ihn sehr, deshalb wollte er unbedingt seine Mutter ins Gefängnis begleiten. Eine Begegnung, die den Drittklässler völlig aus der Bahn warf.

Was sein Vater ihm dort gebeichtet hat, als sei es das Normalste der Welt, hatte die Mutter versucht, vom Kind fernzuhalten – so gut es ging. Der Bub erzählt: «Ich kam rein, mein Papa nahm mich und setzte mich auf einen Stuhl, dann umarmte er mich. Erst sagte er, dass er mich lieb hat. Und dann meinte er plötzlich: ‹Dein Vater ist ein Vergewaltiger und ein Mörder, ein versuchter Mörder!›»

Aziz G. soll im Oktober 2019 eine 20 Jahre alte Studentin nach einer Party entführt, verschleppt und vergewaltigt haben. Nach der Tat soll er sie an der A20 in der Kälte gefesselt abgelegt haben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen versuchten Mordes, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung erhoben. Die Ermittler gehen davon aus, dass er die Studentin am frühen Morgen des 12. Oktober überwältigt und mit einem Transporter in seine Gartenlaube verfrachtet hat. Dort soll Aziz G. die junge Frau vergewaltigt haben, um sie später geknebelt neben der Autobahn abzulegen. Nur weil ein Autofahrer, der sich im Gebüsch erleichtern wollte, die Frau fand, konnte sie gerettet werden. Von allein hätte sie sich laut Staatsanwaltschaft nicht befreien können.

Das ist nicht alles: Der dreifache Familienvater soll bereits am 26. September 2019 eine 25-Jährige in seine Gewalt gebracht haben. Die junge Frau war wohl nach einer Party gestürzt und hatte das Bewusstsein verloren. Auch sie hat er angeblich in seine Gartenparzelle verschleppt. Sie konnte jedoch fliehen.

Für Emine (33), die Noch-Ehefrau von Aziz G., sind die Vorwürfe schlimm und befreiend zugleich: «Zu anderen und zu unseren Kindern war er immer ruhig. Zu mir aggressiv: Er hat mich geschlagen und missbraucht.» Dennoch wollte sie Aziz G. im Gefängnis besuchen: «Ich wollte wissen, warum er das gemacht hat.» Als er dann aber den kleinen Idris so vor den Kopf stiess, brach sie den Besuch sofort ab. Idris ist seither sehr niedergeschlagen: «Ich denke nicht mehr so oft an meinen Vater, damit ich nicht noch trauriger werde.» Der Prozess soll demnächst beginnen.