«Mein innigster Wunsch? Endlich wieder Haare!»

Sie war ein hübscher Teenager, liebte ihre wunderschöne Mähne. Doch dann fielen die Haare büschelweise aus. Die Ursache dafür ist noch immer unklar.

Es war vor zweieinhalb Jahren, als alles begann. «Ich war gerade 16 geworden und so stolz auf meine neue Frisur», erzählt Laura (18) aus Plauen (D). «Ich hatte eine schulterlange braune Mähne, sehr dick und wunderschön. Beim Coiffeur hatte ich mir noch bunte Strähnchen reinmachen lassen.» Doch kurz darauf bemerkte sie beim Kämmen, wie ihr die Haare ausfielen: Plötzlich hielt sie dichte Büschel in ihren Händen.

Zuerst dachte Laura noch, die chemische Strähnchenfarbe sei vielleicht zu aggressiv gewesen, und das gehe vorüber. Doch bald lagen überall ausgefallene Haare: in Lauras Zimmer, im Bad, im Flur. Und zu allem Übel kam es noch viel schlimmer: «Auf meinem Kopf zeigten sich schnell die ersten kahlen Stellen: In Höhe des Scheitels eine 2,5 mal 2,5 Zentimeter grosse Fläche, am Nacken waren es sogar fünf mal fünf Zentimeter. Ich bekam echt Panik!», erzählt Laura, die Sozialassistentin gelernt hat. Zuerst beschloss die junge Frau, sich nichts anmerken zu lassen. Denn sie hoffte, das Problem gehe vorüber. «Meine Haare mussten doch irgendwann wieder wachsen, dachte ich damals noch.»

In der Schule setzte sich Laura eine coole Mütze auf und liess ihren Pferdeschwanz hinten herausschauen. «So bemerkten die Schulkameraden erst einmal nichts», berichtet Laura. «Ich versuchte, meine kahlen Stellen zu verstecken.» Natürlich ging sie auch zum Hausarzt, wurde sofort zu einem Dermatologen überwiesen. Dieser verschrieb eine cortisonhaltige Lösung, mit der Laura ihren Kopf einreiben sollte. Doch auch davon wurde es nicht besser  – im Gegenteil: Laura bekam Hautausschlag und unerträglichen Juckreiz.

Also setzte sie die Lösung wieder ab. Und entschied sich schliesslich selbst für eine Radikalkur: Als ihr mehr und mehr Haare ausfielen, rasierte sie sich ihren Kopf komplett kahl. So sollten die anderen denken, das sei jetzt ihr neuer, angesagter Look. Doch die Sorge tief in ihr blieb. Nur ihrer Familie und ihrer besten Freundin vertraute Laura sich in dieser schweren Zeit an. «Wären sie nicht gewesen, hätte ich mich womöglich immer mehr zurückgezogen. Aber sie bauten mich immer wieder auf, wenn es mir wegen meiner Glatze nicht gut ging. So verlor ich nicht den Mut», erzählt sie.

Hoffnung schöpfte Laura, als einige Zeit später plötzlich wieder Härchen sprossen. «Doch mein Glück dauerte nur eine Woche an – denn danach fielen sie nahezu komplett wieder aus.» Laura war verzweifelt. So konnte es nicht weitergehen. Also liess sie nicht locker und ging zu weiteren Ärzten. Einer tippte auf Hormonschwankungen. Ein anderer führte schliesslich eine Biopsie durch, entnahm ein Stück Kopfhaut zur Untersuchung. So konnte endlich die Diagnose gestellt werden: Alopecia areata, kreisrunder Haarausfall. Die Krankheit tritt aus heiterem Himmel auf, oft bei Jugendlichen. Sie ist wenig erforscht, die Therapieansätze sind noch nicht ausgereift.

Laura war zwar froh, dass sie jetzt Sicherheit hatte, was ihr fehlte. Aber ein Wermutstropfen blieb: «Keiner kann die Ursache für mein Leid benennen. Das macht mich traurig.» Der Arzt schlug ihr vor, eine Perücke zu tragen. Was ein bisschen hilft: «Wenn ich gerade keine Lust auf neugierige Blicke oder dumme Fragen habe, kann ich meinen kahlen Kopf gut darunter verstecken. Ich finde, ich sehe auch gut damit aus.»

Inzwischen hat Laura sich an ihr Aussehen gewöhnt, ihre Freunde wissen Bescheid. Ihr Leben hat sich normalisiert, sie geht gern aus, hat viele Hobbys. «Wenn ich etwas Schönes vorhabe, kann ich mein Haar-Handicap am besten vergessen», sagt sie und fügt etwas wehmütig hinzu: «Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass meine Haare irgendwann wieder nachwachsen. Das ist mein grösster Wunsch.» Man merkt Laura an, dass sie gelernt hat, mit ihrem Leiden umzugehen. Und dann schmunzelt sie: «Smileys haben ja auch keine Haare, aber jeder liebt sie!»