«Mein Freund wollte unser ungeborenes Kind töten»

Nur ein Not-Kaiserschnitt rettete Baby Aron nach einem Überfall das Leben. Bei einer Verurteilung droht dem Täter eine lange Haftstrafe.

Es begann als Liebe auf den ersten Blick und endete fast in einer Katastrophe! Sa­mu­ela war 16, als sie Ahmad im September 2018 kennenlernte. Eine Freundin hatte die deutsche Berufsschülerin und den acht Jahre älteren syrischen Flüchtling in Hamburg bekannt gemacht. Samuela und Ahmad wurden ein Paar, zogen zusammen. Ein Jahr nach der ersten Begegnung wurde die junge Frau schwanger. Für Samuela das grösste Glück, für Ahmad ein Albtraum. Er wollte das Kind nicht und schmiedete einen hinterhältigen Plan: Das Ungeborene sollte sterben!

Heute sitzt Ahmad Al H. in Untersuchungshaft. Vorwurf der Staatsanwaltschaft: versuchter Schwangerschaftsabbruch in einem besonders schweren Fall in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Samuela, deren Eltern aus dem ehemaligen Jugo­slawien stammen, sitzt in einer Einzimmerwohnung in Hamburg (D), lebt von Sozialhilfe. «Ich war mir sicher, dass Ahmad der Richtige für mich ist», sagte sie der «Bild am Sonntag». «Am Ende stellte ich fest, dass er ein Psychopath ist, der seinen ungeborenen Sohn töten wollte.» Es war am 27. Oktober 2019, als Samuela abends mit Ahmad durch einen Park spazierte. Kurz vorher hatte sie ihm erzählt, dass sie schwanger sei. Samuela erinnert sich: «Ahmad telefonierte während des Spaziergangs in arabischer Sprache. Kurz darauf stürmte ein Mann herbei, riss mir meine Jacke über den Kopf und trat mir mehrfach in den Bauch.»

Der Mann rannte weg, Ahmad tat so, als verfolgte er den Täter. Samuela blieb unverletzt. Sie schöpfte keinen Verdacht, er­stattete auch keine Anzeige. Was Samuela nicht wusste: Ihr Freund hatte die Attacke selbst beauftragt!

Am 13. April 2020, als die junge Frau im achten Schwangerschaftsmonat war, geschah ein erneuter Angriff. Wieder abends im Park – und wieder trat ihr ein Unbekannter in den Bauch. Samuela wurde ins Spital ein­geliefert. Ihr Sohn Aron musste wenige Stunden später per Not-­Kaiserschnitt entbunden werden. Das Kind war unversehrt. Und der Vater noch immer frei! Der Mann, der das Kind nie wollte, konnte seinen Sohn sogar im Arm halten. Diesmal wollte Samuela den Angriff nicht hinnehmen: Sie erstatte­te Anzeige. Die Polizei ermittelte. Auch Ahmad geriet ins Visier der Fahnder und hielt kurz vor Weihnachten 2020 dem Druck nicht mehr stand. Er gestand Samuela, die Angriffe inszeniert zu haben. Der Angreifer: sein Bekannter, der Syrer Bashir Y. (26). Ahmad drohte Samuela, ihr etwas anzutun, sollte sie ihre Anzeige nicht zurückziehen. Doch Samuela blieb stark, flüchtete zu ihren Eltern.

Laut «Bild am Sonntag» wurde Ahmad durch einen verdächtigen Chat-Verlauf mit seinem Komp­lizen überführt, beide wurden am 8. Januar 2021 festgenommen. Ahmad drohen bei einer Verur­teilung bis zu zehn Jahre Haft. Samuela ist noch immer fassungslos: «Ahmad ist aus Syrien ge­flohen, um zu überleben. Aber er wollte seinem eigenen Sohn keine Chance auf Leben geben.»