«Mein Freund liebt mich auch mit nur einem Bein»

Aufgrund von Krankenhauskeimen musste Anna 33-mal operiert werden. Danach entschied sie sich für eine Amputation.

Es begann alles mit einem kleinen Routine-Eingriff. Nach vier Jahren voller Schmerzen und immer neuen Operationen traf Anna (24) eine folgenschwere Entscheidung: Beinamputation!Rückblick ins 2017: Die damals 19-Jährige aus Nürnberg (D) spürt bei ihrer Arbeit als Pflegerin im Altersheim Schmerzen im linken Knie. Sie bekommt eine simple Gelenkspiegelung − und infiziert sich dabei mit einem superresistenten Klinikkeim. «Ich musste danach 33 Mal operiert werden», erzählt die junge Frau in «Bild». «Und ich hatte drei lebensbedrohliche Blutvergiftungen.»Die Wunde vernarbt immer mehr, die sportliche Anna, die sogar als Funkenmariechen bei «DSDS» auftrat, kann ihr Bein kaum noch bewegen. Doch statt zu verzweifeln, schildert die Nürnbergerin ihren Leidensweg in einem Blog (www.kaempferin. weebly.com) und auf Instagram. Die schwerste Entscheidung ihres Lebens, die tapfere Entscheidung zur Amputation, erklärt Anna so: «Ich hatte die Nase voll von ewigen Klinikaufenthalten. Wenn es um Leben und Tod geht, dann wird man zur Löwin.»Vor einigen Wochen dann die OP. «Es ist verrückt, ich spüre sogar meine Fusssohlen noch», sagt sie. Ohne Rollstuhl kann sie nur kurze Zeit stehen. An ihrer Krücke hängt ein kleiner Stoff­engel. Annas Wunsch ist es, wieder in ihren Beruf zurückzukehren. Dabei hilft ihr ihre grosse Liebe Patrick (24). «Er liebt mich auch mit nur einem Bein.» Kennengelernt hatten sie sich über ­ihren Krankheits-Blog im Internet. Kurz vor der Operation hat er ihr einen Glücksbringer geschenkt: eine Barbie ohne Bein.

Angst vor Keimen

Krankenhauskeime sind Viren, Pilze oder Bakterien, die schwere Infek­tionen auslösen. Oft sind sie gegen Antibiotika resistent. Bei Opera­tionen oder ver­unreinigten Wunden können die Keime ins Blut gelangen. Sie be­fallen unter anderem Harn­wege und Lunge oder vermehren sich in ­Wunden. Fast 2,6 Millionen Mal pro Jahr stecken sich Menschen in europäischen Spitälern mit Keimen an – und 91 000 Tote sind die Folge: Dies das Ergebnis einer internationalen Studie von Forschenden. Der Verein Spitalvergleich Schweiz schätzt, dass in der Schweiz 70 000 Patientinnen und Patienten pro Jahr davon betroffen sind.