«Mein Baby ist ein Corona-Wunder»

Die schwangere Angela erkrankte am Virus − und bekam im Koma ein Töchterchen. Mutter und Kind sind wohlauf.

Diesen Moment wird sie niemals vergessen. Als Angela Primachenko (27) Anfang April nach acht Tagen im Koma ihre Augen öffnet, steht die Hebamme vor ihr − mit dem süssesten Baby der Welt im Arm. «Meine Kleine», sagt Angela mit einem sanften Lächeln. Von der Geburt hat sie nichts mitbekommen, da sie im künstlichen Tiefschlaf lag. «Und ich durfte meine Süsse erst Tage später umarmen, weil ich ja noch hätte mit dem Corona-Virus infiziert sein können. Dass ich und mein Kind noch leben, kommt mir vor wie ein Wunder.»

Angela war hochschwanger, als auch in Vancouver im US-Bundesstaat Washington das Corona-Virus ausbrach. Anfangs ging die Atemtherapeutin noch zu ihrer Arbeit ins Spital und half, Patienten zu behandeln. Doch aus Angst um ihr ungeborenes Kind blieb sie dann doch zu Hause bei ihrem Mann David (30). «Aber meine Vorsicht half nichts», sagt Angela. «Am 22. März begann meine Nase zu tropfen, zwei Tage später hatte ich Fieber und bekam es mit der Angst zu tun.»

Angela fuhr ins Spital und liess sich von den Kollegen testen. Die Diagnose: Covid-19! Die werdende Mutter musste in der Klinik bleiben. Weil sich ihr Zustand schnell verschlechterte, wurde sie auf die Intensivstation verlegt und an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Angela hatte grosse Angst: «Wie sollte das Kind überleben, wenn seine Mutter keine Luft mehr bekam?» Ausserdem konnte sie unter der Maske weder sprechen noch essen.

«Ich dachte, ich würde sterben», erinnert sie sich an die schlimmste Zeit ihres Lebens. In den folgenden Tagen wurde Angela so schwach, dass auch die Ärzte um ihr Leben bangten und um das des Kindes. Deshalb schlugen sie Angela vor, sie ins Koma zu versetzen. Das würde ihrem Körper helfen, stärker zu werden und das Virus zu bekämpfen. Die werdende Mutter und ihr Mann gaben ihr Einverständnis.

Am 29. März wurde Angela in den künstlichen Tiefschlaf versetzt. Drei Tage später, am 1. April, wurde die Geburt eingeleitet. Das Frühchen wog nur 2250 Gramm, entwickelte sich aber sehr gut. Und fünf Tage später wachte Angela aus dem Koma auf − mit neuen Kräften und überrascht, weil sie «im Schlaf» Mutter geworden war. Die süsse Ava blieb zwei Wochen auf der Station für Frühgeburten, während sich die Mama in einem anderen Trakt vom Virus erholte. «Ich durfte mein Baby nur durch die Glasscheibe sehen», erzählt Angela. «Aber über eine Sprechanlage redete ich mit meiner Ava. Und als ich endlich negativ getestet wurde und virusfrei war, hielt ich mein Kind lange in den Armen.»

Mittlerweile sind die beiden zu Hause und wohlauf: «Und ich bin die glücklichste Mutter auf der Welt.»