Lustigsein fiel ihr oft schwer

Als Clown Susi brachte sie Jung und Alt zum Lachen. Doch dann erkrankte Susanne Keller schwer und musste sich mehreren Opera­tionen unterziehen. Seelische und ­finanzielle Tiefs waren die Folge.

Susanne Keller aus Suhr AG ist prädestiniert für ihren Beruf: Die 60-Jährige strahlt Lebensfreude aus, und ihr Humor wirkt ansteckend. «Ich wurde schon als Clown geboren, denn ich kam mit den Füssen voran in diese Welt.» Als Kind teilte man ihr bei Theaterspielen lustige Rollen zu. «Du solltest Clown werden», riet man ihr. Ihre Familie fand, das sei eine brotlose Kunst. Also lernte sie Arztgehilfin. Das Ziel Clown zu werden, blieb jedoch.

Da es keine entsprechende Ausbildung gab, die sie sich hätte leisten können, trat sie als Autodidaktin bei Familien- und Schulfesten auf. Dank Mund-Propaganda taten sich in den 90er-Jahren weitere Türen auf. Susanne Keller erhielt die ersten Gagen und bildete sich kontinuierlich weiter.

Inzwischen tritt sie als Alleinunterhalterin bei grossen Veranstaltungen wie etwa an Firmenanlässen oder Kongressen auf, hält Referate und gibt Workshops. Zudem war sie Pausenclown beim Circus Krone, im Rahmen einer Show des Comedian Eckart von Hirschhausen sowie im Papa-Moll-Film des SRF, der dieses Jahr ausgestrahlt wird. Und sie beglückt Kinder aus Tschernobyl, die jedes Jahr zur Erholung ins Wallis kommen. Auch reiste sie mit dem berühmten US-Clown Patch Adams nach Moskau und St. Petersburg, um in Alters- und Waisenheimen aufzutreten. Seit rund 20 Jahren kann sie von ihrem Beruf leben. «Was gibt es Schöneres, als miteinander fröhlich zu sein?», meint die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen.

Doch 2005 begann der Leidensweg: Infolge eines Darmverschlusses musste sie sich einer schweren Bauchoperation unterziehen, und die daraus entstehenden Verwachsungen führten zu weiteren Operationen. Anfang Dezember 2016 kam sie erneut unters Messer. Komplikationen wie Infektion und Lungenentzündung verzögerten die Heilung. Eine Kur war unumgänglich, und während der Erholungszeit musste sie noch zweimal ins Spital.

Ihre Krankenversicherung zahlte für alle Operationen und Therapien; an den Kuren beteiligte sie sich mit einer Tagespauschale von 50 Franken. Für die restlichen Kurkosten musste sie selbst aufkommen. Als Selbstständigerwerbende schloss sie bei einem anderen Anbieter eine Taggeldversicherung ab. Beim Eintritt wurde ihr aufgrund ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte mitgeteilt, dass bei Problemen im Bauchbereich der Versicherungsschutz nicht gelte. Widerwillig akzeptierte sie diesen Entscheid. Doch dieser Ausschluss brachte sie letztlich in Not, denn sie konnte ihre Arbeit wegen der langen Genesungszeit erst im April 2017 wieder aufnehmen. Bis dahin hatte sie seit Dezember keine Einkünfte mehr. Sie war gezwungen, auf ihr Erspartes zurückzugreifen. Doch das schmolz dahin wie Schnee an der Sonne. «Das alles hat mir finanziell das Genick gebrochen», sagt Susanne Keller.

«Ich drehte jeden Franken zwei Mal um, bevor ich ihn ausgab – es reichte trotzdem nicht.» Sie war verzweifelt. Man riet ihr, bei SOS Beobachter um einen Zustupf nachzufragen (siehe Box). «Dieser Schritt fiel mir schwer.» Die Zeitschrift reagierte aber unkompliziert und überwies ihr das Geld für eine Monatsmiete ihrer Wohnung in Suhr und für eine einmalige Krankenkassenprämie. «Dank dieser Hilfe komme ich nun einigermassen über die Runden.»

Vor jedem Eingriff war Susanne Keller seelisch am Boden und stellte sich die bange Frage: «Kommt das irgendwann wieder gut?» Nun, gut ist noch nicht alles, aber vieles besser. Und Clown Susi hofft, dass sich die Agenda wieder füllt. Die Freude, als Clown zu arbeiten, hat ihr geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. «Mein Beruf erwies sich als wirksame Medizin. Ich wollte genesen – sonst hätte es auf der Welt einen Clown weniger gegeben.» Sagt es – und setzt sich die rote Nase auf, um ihren Besuch mit einer kleinen Showeinlage zu verabschieden.

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Seit über 30 Jahren leistet die Stiftung SOS Beobachter Hilfe. Mehr als 60 000 von Armut betroffene Menschen in der Schweiz haben in dieser Zeit von der unbürokratischen und schnellen Unterstützung durch das Hilfswerk profitiert. Wenn Sie helfen wollen, können Sie spenden. Postkonto 80-70-2 / IBAN CH84 0900 0000 8000 0070 2 (Empfänger: Stiftung SOS Beobachter, 8021 Zürich; Zahlungszweck: 07-2017) oder direkt online unter www.sosbeobachter.ch. Auch ein Legat hilft, Hilfe für Menschen in Not zu gewährleisten. Danke für die Unterstützung!