«Kinder, euer Mami muss schon bald sterben»

Mutter Janine ist unheilbar an Krebs erkrankt. Trotz der niederschmetternden Diagnose will sie für ihre Töchter tapfer sein und hofft auf ein Wunder.

Sie war ausser sich vor Freude: Die Engländerin Janine Brook (38) war im Oktober 2008 mit ihrem zweiten Baby schwanger. Sie und Ehemann Paul (40) hatten sich sehnlichst ein Geschwisterchen für Sophia (heute zwölf) gewünscht. Rosie kam im folgenden Juni zur Welt. Sophia half der Mama, wann immer sie konnte, und spielte mit ihrer kleinen Schwester.

Doch das Familienglück wurde im Oktober 2010 jäh zerstört. Janine ertastete unter ihrer rechten Brust einen Knoten. «Paul und ich dachten, dass er harmlos sei. Zur Sicherheit meldete ich mich jedoch beim Hausarzt an.» Er überwies die Patientin nach einem Untersuch ins Spital – wo festgestellt wurde, dass es sich bei dem fünf Zentimeter grossen Tumor um aggressiven Krebs handelte, der sich rasch ausbreitete. Janine Brook wurde sofort operiert. Danach unterzog sie sich einer Chemo- und Strahlentherapie.  «Das war ein kräftezehrendes Prozedere, ich fühlte mich ständig müde. Meine Haare fielen aus. Mehrmals war ich kurz davor, die ganze Sache abzubrechen.» Doch jedes Mal heiterten sie ihre beiden Mädchen wieder auf. Sie malten Karten für sie, die sie bunt verzierten. «Werde bald wieder gesund», schrieb Sophia darauf.

Nach der Therapie schien im August 2011 Normalität einzukehren – aber nur für zwei Monate. Dann stellten die Ärzte fest, dass der Brustkrebs zurückgekehrt war. «Er war unheilbar», erzählt Janine. Wieder durchlitt sie eine Chemotherapie. Doch im Januar 2014 stand fest, dass der Krebs schon Metastasen in der Lunge gebildet hatte. «Das war das Todesurteil», erinnert sich Janine. Den Mädchen wollten sie und ihr Mann nichts vormachen. «Kinder, euer Mami muss schon bald sterben», erklärte sie ihnen. «Ich habe Krebs und werde leider nicht mehr gesund.» Die beiden waren tapfer und versuchten das Unbegreifliche mit Hilfe von Karten, die sie ihr schrieben, zu verarbeiten. «Das beste Mami der Welt bist du», war darauf zum Beispiel zu lesen.

Im September 2016 war die Mutter austherapiert, es konnte nichts mehr für sie getan werden. «Während andere eine Liste gemacht hätten, was sie noch erleben möchten, oder die Hoffnung aufgegeben hätten, wollte ich die verbleibende Zeit mit meiner Familie zusammen sein.»

Den Tod will sie so lange wie möglich hinauszögern. Und im Internet fand sie tatsächlich Informationen über eine Privatklinik, die ihr dabei mit einer neuartigen Methode helfen könnte. Doch diese Behandlungen kosten 2200 Franken – alle drei Wochen. Janine Brook eröffnete deshalb eine Webseite, mit der sie Geld sammelt. Darauf schildert sie ihren Fall und ruft dazu auf, die Brüste regelmässig kontrollieren zu lassen. Auch ihre Mädchen helfen mit. Sie verkauften selbst gebackenen Kuchen und luden zum grossen Trampolinspringen.

«Die erste Behandlung im Privatspital steht kurz bevor, und obwohl ich weiss, dass ich nicht mehr so viel Zeit habe, gibt es Dinge, die ich schon jetzt vermisse: Ich werde meine Mädchen nicht mehr lange heranwachsen sehen, nicht dabei sein, wenn sie ihren Schulabschluss schaffen und eigene Familien gründen.» Janine lebt und geniesst den Moment. «Für meine Mädchen will ich fröhlich sein, solange es nur geht!»