Kampf auf dem Weg zum Glück

Er hätte allen Grund zum Jammern, nachdem ihn ein Feuer in der Kindheit schwer entstellte. Doch Kenny will das Leben positiv angehen. Seine Botschaft erreicht viele Menschen.

Er war drei Jahre alt und spielte friedlich in seinem Zimmer. Plötzlich hörte Kenny Matthews einen lauten Knall aus dem Wohnzimmer. Er kam von einem Feuer, das explosionsartig ausbrach und das ganze Haus in Brand setzte.

Kennys Mutter war unterwegs zum Einkaufen. Doch Grossvater Sunny war da. «Ich war in Panik», erinnert sich der heute 34-Jährige. «Ohne meinen Opa wäre ich in den Flammen gestorben.» Sunny schaffte es, das Kleinkind durch ein Fenster in Sicherheit zu bringen. «Er hielt mich unter den Achseln. In dem Moment hörte ich hinter mir wieder einen Lärm, und das Fenster barst durch das Feuer. Ich wurde quasi gegrillt.» Sunny starb noch vor Ort – er erstickte am Rauch. Kenny wird es nie vergessen: «Er rettete mich, während er am Sterben war.»

Der Junge erlitt Verbrennungen dritten Grades an 90 Prozent seines Körpers. Er war nicht wiederzuerkennen. Trotz den Behinderungen, die ihn auch 30 Jahre später noch plagen, möchte der Kalifornier das Leben positiv angehen. Und anderen Menschen zeigen, dass das auch nach einem Horror-Unfall möglich ist. Er teilt sein alltägliches Leben im Internet, lebt als Influencer. «Ich möchte andere inspirieren, die beste Version ihrer selbst zu sein – und das jeden Tag.»

Über eine Million verfolgen Kenny am Bildschirm, wenn er das komplizierte morgendliche Anzieh-Prozedere durchläuft. Wenn er eine Flasche öffnet mit seinen von den Flammen deformierten Händen. Wie er mit Chopsticks isst, da er mit Gabel und Messer nicht hantieren kann. Er zeigt seine neue Beinprothese, denn auch seine Füsse sind total verstümmelt. Immer wieder muss er ins Krankenhaus, um seine sensible Haut pflegen und bandagieren zu lassen.

Leider finden nicht alle Bewunderung für Kennys Lebensfreude und den Willen, seinen Alltag trotz aller Schwierigkeiten zu bewältigen. Immer wieder muss er Kommentare lesen, die ihn als «gruselig», «hässlich» oder gar «ein Monster» betiteln.

Auf solche Bemerkungen reagiert Kenny gelassen. «Ich weiss, was meine Bestimmung ist. Und das macht mich schön. Andere zu inspirieren, voranzugehen, macht jeden schön.» Kenny betont, wie wichtig es ist, jeden Tag mit Sonne im Herzen anzugehen, «egal, wie du aussiehst.» Gleich nach dem Aufwachen solle man mindestens drei Dinge aufzählen, für die man momentan glücklich ist, sie zu haben. «Hänge in deinen Gedanken nicht dem nach, was du nicht hast.» Und: «Das Einzige, wonach du wirklich suchen solltest, ist, dass dich die Leute respektieren – mehr, als nach irgendetwas anderem.»

Der Überlebende findet nicht, dass er schon ganz über den Berg ist. Auch ihm fällt es immer wieder schwer, seine eigenen Grundsätze umzusetzen. Er weiss, dass vor ihm noch viel Arbeit liegt. «Egal, was auf der Welt gerade abgeht – ich hoffe, dass ich noch lange hier bin und Freude erfahre. Bis zu dem Punkt, an dem ich bekanntgeben kann: Ich bin wirklich und endlich glücklich.»