«Jetzt habe ich meinen Onkel erstochen»

Als der Notarzt nach einer Stunde noch immer nicht da war, hatte Tsako K. eine ganz schlechte Idee − und griff zum Telefonhörer.

Was dieser Schwabe der Polizei erzählte, um ein Leben zu retten! Es ist Samstagabend, als Industriemechaniker Tsako K. (50) in Steinheim an der Murr (D) kurz bei seinem Onkel Stavros B. (69) vorbeischaut. Der Rentner wohnt in der Wohnung über Tsako und klagt an diesem Abend über extreme Rückenschmerzen.

Die beiden vereinbaren: Wenn es später gar nicht mehr geht und der Onkel einen Arzt braucht, soll er einfach auf den Boden stampfen, erklärt der Deutsch-Grieche gegenüber der «Bild am Sonntag». Um 21 Uhr kommt das Signal −Tsako wählt sofort die 112 und geht hoch zum Onkel. Aber: Auch eine Stunde später ist noch kein Krankenwagen da.

Er habe immer wieder angerufen und nachgefragt, sagt Tsako, aber: «Am Telefon sagte man mir immer: ‹Haben Sie Geduld, wir kommen gleich.› Währenddessen schrie mein Onkel vor Schmerz, lag auf dem Boden. Ich bekam Panik und dachte, er stirbt. Ich bin doch kein Arzt!» Seinen Onkel selbst in die Klinik zu fahren, sei nicht infrage gekommen, er hatte zuvor Wodka getrunken.

Schliesslich kommt Tsako auf eine ganz schlechte Idee: Er ruft unter der Nummer 110 bei der Polizei an und behauptet: «Jetzt habe ich meinen Onkel erstochen!» Das wirkt: Nur zwei Minuten später stehen mehrere Polizeiwagen, fünf Minuten später gleich zwei Krankenwagen vor dem Haus.

Während der Onkel ins Krankenhaus gebracht wird, klicken bei Tsako die Handschellen. Die Polizei sucht nach Waffen oder anderen Hinweisen auf eine Straftat − erfolglos. Der Sprecher der Polizei Ludwigsburg, Peter Widenhorn (60): «Auf den Beschuldigten kommt eine Anzeige wegen Vortäuschens einer Straftat und Missbrauch des Notrufs zu.» Tsako muss ausserdem damit rechnen, die Einsatzkosten von etwa 2500 Euro tragen zu müssen. Tsako K.: «Mir ist die Strafe egal, ich bezahle alles, was von mir gefordert wird. Ich würde mir nur wünschen, dass uns nächstes Mal schneller geholfen wird.» Immerhin: Tsakos Onkel Stavros B. geht es wieder gut. Im Krankenhaus bekam er Schmerztabletten und konnte noch in derselben Nacht wieder nach Hause. Was die Ur­sache für die heftigen Rückenschmerzen war, ist aber unklar.