In der Schweiz sicher vor dem Schlachthof

Der Kampf in Südostasien gegen Hunde- und Katzenfleischhandel dauert an. Gerettete Tiere kommen auch in die Schweiz.

Von Simone Matthieu

Die Streuner nimmt man von den Strassen und steckt sie in enge Käfige, wo sie unter schlimmsten Bedingungen ausharren, bis sie letztlich geschlachtet werden. Die Hunde- und Katzenjäger in Südostasien schrecken auch nicht davor zurück, Haustiere aus Gärten zu stehlen, um an das begehrte Fleisch zu kommen. Dieses Schicksal ereilt jährlich schätzungsweise zehn Millionen Hunde und Katzen in Kambodscha, Indonesien und Vietnam. 

Im September 2022 stoppen Behörden, die bereits zu einem grossen Teil mit der internationalen Tierschutzorganisation Vier Pfoten zusammenarbeiten, einen Transport auf dem Weg zu einem Schlachthof in Kambodscha. Insgesamt 61 traumatisierte und verletzte Hunde können an diesem Tag in letzter Minute gerettet werden. Das Team von Vier Pfoten bringt die entkräfteten Tiere unter, füttert und pflegt sie, bis sie nach Möglichkeit vor Ort ein liebevolles Zuhause finden. Das ist jedoch nicht für jeden Vierbeiner möglich. Deshalb werden fünf Überlebende in die Schweiz gebracht, wo man für sie eine neue Familie zu finden hofft.

Einer dieser Hunde ist Elli: Das Tier findet ein schönes Plätzchen beim Ehepaar Patrick und Tatjana Lichtsteiner und deren Söhnen Nuno (15) und Vidal (12), die den Vierbeiner im letzten November aufgenommen haben. Zur Familie gehört auch die betagte Katze Luna. «Wir sind langjährige Katzenhalter, bei Hunden allerdings noch Anfänger», gesteht Patrick. Doch Vidal wünschte sich schon seit langem einen Hund. «Deshalb haben wir uns mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt», erzählt Tatjana. «Als sich die Gelegenheit bot, uns für einen Hund aus dem Tierrettungsprogram von Vier Pfoten zu bewerben, sahen wir das als Chance, Vidals Wunsch zu erfüllen und gleichzeitig ein Tier, das ein Daheim sucht, in unsere Familie aufzunehmen.» 

Beim ersten Besuch haben sich alle stark zu Elli hingezogen gefühlt. «Mit jeder weiteren Begegnung war für uns klar, dass Elli zu uns passt − und wir zu ihr.» Lichtsteiners hatten allerdings schon ihre Bedenken, als Hundeneulinge für einen Vierbeiner mit unbekannter, möglicherweise traumatischer Vergangenheit die Verantwortung zu übernehmen. Die Begleitung durch das Tierheim Paradiesli und Ellis zurückhaltende, liebenswürdige Art hätten jedoch schnell zu einem positiven Gefühl geführt.

Mittlerweile hat Elli speziell zu Frauchen Tatjana viel Vertrauen aufgebaut. Zu Hause ist sie entspannt und scheint ihre neue Umgebung, die Mitbewohner und die ausgedehnten Spaziergänge voll zu geniessen. «Elli hat in unserem ‹Rudel› schnell ihren Platz gefunden. Sie kennt und befolgt die Regeln daheim tiptop.» Es gäbe allerdings im Freien Stituationen, in denen die Lichtsteiners noch die Unterstützung einer Hundetrainerin brauchen. «Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass es die richtige Entscheidung war», bekräftigt Tatjana. «Wir sind glücklich, Elli bei uns zu haben und freuen uns auf viele weitere Abenteuer mit ihr.»