Ihre «grausame» Haut sollte niemand sehen

Auf ihrem Blog über Akne zeigte eine Britin Bilder von sich, die sicher nicht schön waren, aber der Wahrheit entsprachen. Zu authentisch für TikTok, weshalb ihr Konto geschlossen wurde.

Sie wollte nur Gutes tun. Anderen, die unter demselben Problem litten wie sie, mehr Selbstvertrauen geben: Eva Grant, eine Schönheitskönigin aus dem englischen Easingwold, erstellte ihren TikTok-Account im letzten November. Die 16-Jährige leidet unter einer besonders aggressiven Form von Akne. Sie stellte Bilder ins Netz, die zeigten, wie ihre Haut in Fetzen abblätterte, nachdem sie Make-up aufgetragen hatte. Oder wie sie anfing zu bluten, wenn sie ihr Gesicht wusch. Aber auch Bilder von grossflächig befallenen Stellen in ihrem Gesicht. Dazu teilte sie nützliche Informationen über das Hautproblem und was man dagegen tun kann.

Drei Wochen später schloss das Video-Portal TikTok ihr Profil. Grund: Sie zeige «grausame» Inhalte. Grant war schockiert. «Es hat mich echt getroffen», erzählt sie. «Ich konnte es nicht verstehen, denn da ist nichts Falsches daran. Ich war sehr vorsichtig und vergewisserte mich, dass alles sicher und vorzeigbar ist.» Die Studentin liess sich nicht bremsen: Nachdem sie auf Nachfragen bei TikTok keine Antwort erhielt, eröffnete sie ein neues Konto: «Ich stellte genau denselben Inhalt drauf – nichts passierte.»

Eva Grant leidet an zystischer Akne. Menschen wie sie, die mit grossen, entzündeten Knötchen und Abszessen kämpfen, werden manchmal mit Injektionen von Kortikosteroiden behandelt. Mitunter werden die Knötchen oder Abszesse aufgeschnitten, damit der Eiter ablaufen kann. Aknenarben sind oft die Folge davon. «Ich eröffnete den Account, weil ich offensichtlich selbst unter starker Akne leide und betroffenen Menschen da draussen zeigen wollte, dass sie nicht allein sind mit diesem Problem.» Hauptsächlich möchte sie auch die Gesellschaft als Ganzes sensibilisieren: «Ich störe mich daran, dass reine, glatte Haut einfach als gegeben angesehen wird. Wieso kann man nicht auch Hautprobleme als normal akzeptieren?» Das sei ihr Ziel: Menschen aufmerksam machen und die, die es betrifft, von einem grossen Stigma befreien.

Evas Mutter Tina (45) sagt, dass sie weinen musste, wenn ihre Tochter in den Spiegel schaute und sich selbst als «hässlich» abqualifizierte. «Eva hat eine überschäumende, freundliche Persönlichkeit», sagt sie. «Doch wenn sie nachts die Türe ihres Zimmers schloss, liefen ihr die Tränen nur so runter. Irgendwann beschloss sie, aus dem Negativen etwas Positives zu machen.» Als Eva Grant ihrer Mutter von ihrem TikTok-Projekt erzählte, war diese gerührt: «Es ist so mutig und tapfer, das zu tun!»