«Ich war nur noch ein Häufchen Elend»

Jahrzehntelang litt Simon Hofer aus Bern an einer schweren Psychose. Auch dank der Liebe zu einer Frau fand er zurück ins Leben. Jetzt hat der Werber über sein Leiden und seine Genesung ein Buch geschrieben.

Ein attraktiver Mann: grossgewachsen, sportlich und sympathisch. Simon Hofer ist ein erfolgreicher Unternehmer, der mit beiden Beinen im Leben steht. Niemand käme auf den Gedanken, dass er durch die Hölle einer schweren Psychose ging. Geprägt von psychischen Zusammenbrüchen, Klinikaufenthalten und haufenweise Psychopharmaka.

Simon Hofer verbrachte eine glückliche Kindheit. Geldsorgen gab es nicht, denn sein Vater war ein erfolgreicher Arzt. Schon früh zeigte er eine besondere Kreativität, vor allem beim Zeichnen und Malen. Und bald stand für ihn sein Traumberuf fest: Grafiker.

Trotzdem geriet er vor 22 Jahren immer tiefer in eine seelische Krise. «Mehrere Faktoren trugen dazu bei», erinnert sich der 43-Jährige, «einer war die Trennung meiner Eltern, die ich nicht verkraftete. Und mir fehlte eine Vaterfigur als Stütze und Ratgeber.» Seine künstlerische Sensibilität, seine erhöhte Verletzlichkeit und eine schlechte Grafiker-Lehrstelle machten das Mass voll. «All das hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen.»

Wenn man psychisch zusammenbreche, lande man schnell in der Psychiatrie – und bleibe oft auch lange drin. «Es funktioniert wie eine Fischreuse: Der Fisch ist relativ schnell drin, kommt aber nur schwerlich wieder raus.»

Simon Hofer konnte seine Krankheit überwinden. Doch die Jahre davor waren geprägt von psychischen und physischen Zusammenbrüchen und zwei langen Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken. «Zeitweise war ich ein Häufchen Elend, habe nur noch geweint und geschrien.» Ein seelisches Chaos.

Doch Simon Hofer hat gekämpft. Geholfen, wieder Fuss zu fassen, haben ihm dabei sein Wille und seine Kreativität. Und es war Therapeut Z., der ihn 14 Jahre lang ärztlich begleitete und seinem Leben wieder eine Grundstruktur gab. Die wichtigste Hilfe kam aber von Psychiater Kurt Kunz. Er wurde für ihn zu einer Art Vaterfigur und Mentor. «Aus den Gesprächen mit ihm habe ich wichtige Lehren gezogen: Als künstlerischer Mensch bin ich sehr sensibel. Die fehlende Vaterfigur machte mir zu schaffen. Ich fand lange keine Freundin, weil ich durch die Fürsorge meiner Mutter zu sehr in Beschlag genommen wurde. Ich musste mich auch von all den Menschen trennen, die mir nicht gut taten.»

Dann, vor knapp zehn Jahren, traf er Vivianne (36). Bis anhin hatte er nie eine Beziehung zu einer Frau. «Ich war damals ganz unten. Als ich sie sah, wusste ich: Das ist die Frau meines Lebens. Es war eine seelische Verbundenheit, die wir beide gespürt haben.» Dank Vivianne gewann er wieder an Selbstvertrauen. Seit fünf Jahren ist Simon Hofer gesund. Und seine Werbeagentur in Bern floriert, er hat schon mehrere Auszeichnungen erhalten. Nun hätte er seine Hände in den Schoss legen und sich seines Glücks erfreuen können. Doch das ist nicht seine Art. «Viele haben psychische Probleme und trauen sich nicht, darüber zu reden.» Mit Hilfe einer Redaktorin hat er deshalb ein Buch über seine Krankheit und Genesung geschrieben. Jedes Kapitel endet mit einem praxisorientierten Ratgeber, wie man psychischen Tiefs begegnen kann. «Das Buch ist eine Hilfe, kann aber das Coaching von aussen – Ärzte, Psychiater und die persönliche Umgebung – nicht ersetzen.»

Die Liebe zu den Menschen und zum Leben haben Simon Hofer bewogen, dieses Buch zu schreiben. «Wenn es dazu beiträgt, jemandem zu helfen, hat es seinen Zweck erfüllt.» Für ihn ist es eine Mission. «Wenn ich irgendwann von diesem Planeten weggehe, möchte ich etwas Gutes hinterlassen.»

Buch-Tipp

Simon Hofer: «Und jetzt erst recht – Wie ich meine psychischen Probleme mit Kreativität in Erfolg umwandelte» (Cameo-Verlag, Bern, Fr. 26.90). Infos zu Simon Hofer: www.simonhofer.net, www.glueckskuenstler.com